Dommitzsch/Belgern/Beilrode/Mockrehna. Für Heike Karau ist es kein schöner Tagesbeginn gewesen, als sie am vergangenen Mittwoch die Torgauer Zeitung aufschlug. „Ich war tief erschrocken und auch traurig“, gesteht die Dommitzscher Bürgermeisterin, denn in jener Ausgabe war zu lesen, dass der Regionale Planungsverband (RPV) Leipzig-Westsachsen ernsthaft in Erwägung zieht, Dommitzsch den Status eines Grundzentrums, den die Stadt bei der letzten Bewertung in 2008 gesichert hatte, abzuerkennen. Die Nachricht habe sie aus der Zeitung erfahren.
„In der letzten Sitzung mit dem RPV hatte sich Professor Berkner noch relativ bedeckt gehalten, doch“, so Karau weiter, „das ist ja fast wie schwarz auf weiß jetzt.“ Allerdings „werde ich das nicht kampflos hinnehmen.“ Deswegen hat sich die Bürgermeisterin nun vorgenommen, mit ein paar Akteuren aus der Stadt zu sprechen.
Ärzte, Apotheker, die Polizeischule – eben jene Einrichtungen, die für ein Grundzentrum positive Faktoren darstellen beziehungsweise sogar Voraussetzung sind. Freilich wisse sie selber, dass Dommitzsch, gerade durch den Wegfall der Mittelschule, nicht alle Anforderungen an ein Grundzentrum erfülle. „Das tun die anderen Kandidaten aber auch nicht.“ Und: „Wenn man uns den Status jetzt wegnimmt, dann gibt man uns ganz auf ...“
Die anderen Aspiranten um die zwei Grundzentren, die für die Region stehen sollen, sind Belgern, wie Dommitzsch derzeit im Besitz dieses Privileges, sowie Mockrehna und Beilrode. Aus der Gemeindeverwaltung des Pumphutdorfes ließ sich in urlaubsbedingter Abwesenheit von Peter Klepel zunächst lediglich in Erfahrung bringen, dass die Gemeinde einen entsprechenden Antrag beim RPV eingereicht habe.
Beilrodes Bürgermeister René Vetter bestätigte dies ebenfalls. Dies sei jedoch noch zu Zeiten seiner Vorgängerin Heike Schmidt geschehen. „Ich treibe das nur weiter voran“, so Vetter. Und er sieht dabei gute Chancen. „Wir haben die ärztliche Versorgung, Grund- und Mittelschule und nicht zuletzt den Anschluss an Leipzig durch die S-Bahn-Haltestelle“, was aktuell ein sehr großes Pfand sei. „Ich denke, dass Mockrehna bei der neuen Vergabe gesetzt ist. Dann kämpfen wir und Belgern um die zweite Stelle“, schätzt er die Lage ein.
Genau dort, also in der Rolandstadt, scheint das Thema aktuell noch gar keines zu sein. „Ich kenne die Sachlage nur aus der Zeitung“, sagte Belgern-Schil-daus Bürgermeisterin Eike Petzold. Ende August gebe es ein Treffen mit den vier betroffenen Bürgermeistern und dem RPV. „Bis dahin müssen wir abwarten.“ Welche Folgen ein möglicher Verlust des Status‘ haben könnte, sei für Petzold „noch nicht einschätzbar.“
Ihre Amtskollegin in Dommitzsch sieht jedoch große Probleme auf sich und ihre Stadt zukommen. „Ohne Grundzentrum kommen wir an viele Fördermittelprogramme nicht mehr heran.“ Gerade langfristig gesehen könne das zu erheblichen Problemen führen, denn aktuelle Programme hätten Bestandschutz. „Wir werden aber noch mal die Chance bekommen, unsere Anliegen ausführlich darzustellen“, versicherte Heike Karau.
Dabei könne sie sich auch vorstellen, möglicherweise im Verbund ein Grundzentrum darzustellen. „In anderen Ecken des Landkreises und um Leipzig geht das ja auch.“
Ohnehin funktioniert die Zukunft für die Dommitzscher Bürgermeisterin nur gemeinsam. „Wir sind eine schwache Region. Wir müssen ohnehin alle zusammenarbeiten. Wenn wir uns untereinander bekriegen, dann bringt uns das alle überhaupt nicht weiter. So sieht es im Prinzip auch Amtskollege René Vetter, der aber auch sagt: „Natürlich kämpft jeder Bürgermeister in erster Linie für seine Gemeinde.“