Sitzenroda. Für einen Tag war die dörfliche Idylle etwas aus dem Gleichgewicht gebracht. Ein Parkleitsystem, kurzfristig geänderte Verkehrsführungen und die Einrichtung von zeitlich begrenzten Einbahnstraßen – das kennt man von Großveranstaltungen. Und seit gestern kennt man das auch in Sitzenroda. Mehr als 1000 Leute waren gekommen, um an den Feierlichkeiten in der St.-Marien-Wohnstätte des Christlichen Sozialwerkes (CSW) teilzunehmen. Das CSW, Träger diverser Einrichtungen in der Behindertenhilfe, feiert sein 25-jähriges Bestehen und hatte sich seine größte Wohnstätte ausgesucht, um dort mit allen Erwachsenen, die entweder in den Werkstätten arbeiten oder in den Quartieren wohnen, zu feiern. Für die Kinder gab es bereits am Mittwoch eine Feier in Dresden, heute sind die Angestellten des CSW in der Oberlausitz in Schmeckwitz.
Ein umfangreiches Programm hatten Jens Hergesell und die weiteren Mitglieder des Organisationsteams zusammengestellt. „Sport, Musik, Theater, Unterhaltung und auch Kultur mit Ausflügen zu einer Stadtrundfahrt nach Torgau oder ins Mühlberger Kloster gehören dazu“, so Hergesell. Die Breite im Angebot sei notwendig, da sowohl körperlich als auch geistig Behinderte vom CSW betreut werden und nur so auf die einzelnen Ansprüche eingegangen werden kann. Darüberhinaus werde mit dem Fest durchaus in die Privatsphäre der Sitzenrodaer Bewohner eingegriffen. „Dort wo sie wohnen, laufen jetzt schließlich 1000 Leute herum.“ Gleichzeitig sei es jedoch auch eine willkommene Abwechslung. „‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘ ist heute mal nicht“, drückte sich Hergesell aus. Für viele der Betreuten, die aus den anderen Einrichtungen anreisten, sei vielleicht sogar die Busfahrt das größte Highlight des Tages gewesen. „Viele kennen nur ihr Heim, vielleicht noch die Straße davor. Danach hört die Welt für sie auf.“
Wenn nicht gerade Besucher aus ganz Sachsen in Sitzenroda sind, leben in St. Marien 118 Menschen. Knut Wenselau, Heimleiter, sagte, dass der Standort, „wie schon im letzten Jahr“, auch zukünftig immer den aktuellsten Anforderungen genügen solle. „Wir arbeiten da an einem Weiterentwicklungskonzept“, so Wenselau, ohne Details zu nennen.
Mehr ließ sich hingegen CSW-Geschäftsführer Peter Leuwer entlocken, der ebenfalls zugegen war und, wie Wenselau, ein paar Worte zur Eröffnung gesagt hatte. Leuwer jedoch sprach mit TZ über ein anderes CSW-Projekt: „Ich wäre heute sicher nicht so förmlich aufgelaufen“, so der Mann im feinen Zwirn, „wenn wir nicht gleich noch einen Notartermin in Torgau hätten, um die GmbH zu gründen, die in Torgau das künftige Hospiz steuern soll.“ Baubeginn soll nach Leuwer noch in diesem Jahr sein.