Eigentlich mögen es die Trap-Schützen ja, wenn etwas zerplatzt. Nicht jedoch, wenn es die Erwartungen und Träume sind. Und so passte sich die Laune von Paul Pigorsch, Andreas Löw und Stefan Veit auch dem miesen Wetter – abwechselnd Niesel- und Stark-Regen – an: Pigorsch schoss in seiner vierten Serie gleich zwei „Fahrkarten“, rettete diese immerhin noch mit 23 Treffern in Serie und schoss auch die Abschlussserie perfekt.
Mit Jahresbestleistung von 121 Treffern landete er auf Platz zehn, eine Scheibe hinter dem Finaleingang: „Saisonbestleistung beim Jahreshöhepunkt, das ist keine schlechte Sache, aber es fehlt wieder die berühmte eine Scheibe. Der Druck war heute früh hoch, und nach den beiden Fehlern war ich genervt – das war einfach die Aufregung. Danach habe ich mich gut reingeschossen und die Karre noch halbwegs aus dem Dreck gezogen. Es war eine super Leistung, es geht aufwärts, aber es ist nervig, dass wieder die eine Scheibe fehlt. Nächstes Jahr ist unser Ziel, einen Quotenplatz zu holen, ganz klar“, so Pigorsch.
Löw ließ morgens gleich drei Scheiben fliegen und gegen Mittag nochmals drei. Zu viel auf dem WM-Niveau in Changwon, wo um die 40 Schützen für das Finale in Frage kamen. Am Ende hatte er 116 Treffer (Platz 58). Allerdings war Löw in seiner Sicht gehandicapt, da sich über Nacht ein Auge entzündet hatte. Veit kam mit 111 Treffern auf Platz 96.
Bundestrainer Uwe Möller zog Bilanz: „Paul hat in der ersten Serie leider etwas gepatzt, da hat er die Wettkampferregung nicht in den Griff bekommen. Dann war er total abgezockt, Saisonbestleistung zum Jahreshöhepunkt – so soll es sein. Andreas hat aufgrund seiner Augenprobleme der klare Blick gefehlt. Wir können mit erhobenem Haupt aus dem Wettkampf gehen, die Männer haben sich gut verkauft.“
Und auch Juniorin Kathrin Murche schien zunächst ihrer Aufregung Tribut zu zollen. Nachdem sie nach dem ersten Tag und drei Durchgängen aussichtsreich auf Platz zwei lag, fiel sie mit einer 20 in Runde vier zurück.
„Ich hatte richtig Probleme, das gute Ergebnis von gestern zu verarbeiten. Ich habe fast gar nicht geschlafen, mein Kopf wollte sich einfach nicht ausschalten“, zeigte sie nachher Einblicke in ihr Seelen- bzw. Nachtleben. Doch eines kann Murche schon in jungen Jahren: kämpfen. Und so ließ sie eine zweite perfekte Runde in diesem Wettkampf folgen, steigerte mit 116 Scheiben ihre persönliche Bestleistung um vier Scheiben und qualifizierte sich für das Finale. Dort startete sie furios mit sechs Treffern – im Finale gib es nur einen Schuss pro Scheibe – ehe sich der erste Fehlschuss einschlich.
Kathrin Murche beschrieb das Finale mit folgenden Worten: „Bei den ersten Scheiben war ich relativ entspannt, und ich dachte ein wenig, ich habe eh keine Chance. Dann kam die Aufregung, weil ich gemerkt habe, dass es nicht so schlecht läuft und die anderen schon welche fliegen gelassen hatten. Ich hatte Probleme, die Fehler zu verarbeiten, es hinzunehmen, dass ein Fehler da war. Meistens kam dann direkt einer hinterher und das hat mir das Genick gebrochen.“
Bestleistung um vier Scheiben gesteigert, die ersten zwei internationalen „Vollen“ in ihrer Karriere. Die EM-Siebte aus diesem Jahr und frisch gebackene WM-Fünfte hatte zunächst dennoch gemischte Gefühle: „Als ich vom Stand gekommen bin, war ich richtig enttäuscht, da musste ich kurz mit mir ringen. Jetzt mit etwas Abstand denke ich mir, das ist mein größter internationaler Erfolg und mein Ziel in diesem Jahr war eine Finalteilnahme. Und dann bei der WM – das freut mich sehr, und deswegen bin ich eigentlich wirklich zufrieden.“