Torgau "Ich bin überwältigt, wie viele Leute heute zum 1. Kiezfest gekommen sind. Mit so vielen Besuchern hatte ich nicht gerechnet", freute sich Julia Klöppel, Präventionsbeauftragte für den Torgauer Stadtteil Nordwest, mitten im Gewimmel zwischen Basteltisch, Holzspielen auf der Wiese, Karussell, Vereinsständen und Bühne unterwegs. "Alle, die sich hier draußen engagieren und einbringen, sind heute mit dabei. Das ist gut so, weil alle sich so besser kennenlernen können und viele Gespräche sich ganz nebenbei ergeben." Zum Auftakt gehörte die kleine Bühne auf dem Festplatz nach und nach den Kindereinrichtungen des Stadtteils und Kulturgruppen der ansässigen Vereine mit ihren Programmen. Das sorgte für viele Besucher, egal ob Senior, junge Familie oder aus Südeuropa zugezogene Einwohner.
Wer von den Kindern zum Fest kam, der hatte die Qual der Wahl, so vielschichtig waren die Angebote. Ein besonderer Renner dabei: die kreativen Holzspiele vom Verein Romano Sumnal. Osman, Christo, Yasmin oder Rosali waren dort kaum wegzubekommen. Mädchen sah man vorrangig bei den Bastelangeboten wie Steine bemalen oder dem Basteln von Händen als Dekoration für daheim.
Beim Verein "Teichminze" aus Zinna, waren geschickte Hände gefragt. Unter Anleitung von Jakob Höcke, Klara Möllmer und Frieda Dähne durfte der Kiez-Nachwuchs bei einem Workshop ein Holzhochbeet bauen. "Das soll später am Stadtteiltreff einen Platz haben und bepflanzt werden", erklärte Vereinschef Sebastian Möllmer. Als Partner gewann man Hit Holz und das Blumenhaus Schubert. Hauptziel der Aktion: Wer selbst etwas baut, bepflanzt und pflegt, der achtet darauf, dass es erhalten bleibt. Achilles und Roland von den Nordwest-Kindern versprachen jedenfalls, künftig ein waches Auge darauf zu werfen.
Nebenan freuten sich Standbetreuer des Bücherbasars der Stadtbibliothek über Interesse. Backkünste zeigten die russischen Frauen vom Verein "Zusammenleben" und sorgten so mit für die Versorgung der Besucher. Wichtiger dabei jedoch: Sie halfen ukrainischen Flüchtlingen bei Verständigungsproblemen, und das nicht erst seit dem Fest. Das, wie andere Dinge an diesem Nachmittag, ein Zeichen: Man kann gemeinsam zusammen leben, feiern und sich unterstützen, wenn man respektvoll miteinander umgeht. Egal, welcher Nationalität man angehört. Dass in den letzten zwei Jahren in Nordwest da eine ganze Menge auch mit der Umstrukturierung des Stadtteiltreffs in Bewegung geraten ist, haben viele registriert und vernommen. Einwohner wie Eik Steinert kamen deshalb mit der Familie extra nach Nordwest zu Besuch. Anlass auch für alle Torgauer OBM-Kandidaten zur bevorstehenden Wahl präsent zu sein, Gespräche zu führen. "Ich wohne gern hier draußen. Das Leben in unserem Kiez in Nordwest ist bunt und liebenswert. Hier hat man alles in der Nähe, was man zum Leben braucht", erklärte Anwohner Wilfried Völker, als er zum Kaffeenachmittag mit der OBM kam.
Kurz darauf stahl einer aller Stadtprominenz die Schau. LAGA-Maskottchen Theo genießt bei Jung und Alt große Beliebtheit. Ein Foto mit dem Bären, das musste nicht nur bei der lustigen Seniorengruppe sein, sondern auch die vielen Kinder auf dem Kiezfest freuten sich über eine Aufnahme, die dann oft per Handy auch in die Herkunftsländer an Familienangehörige grüßend verschickt wurde. Auch so etwas gehört zum wachsenden, neuen Wir-Gefühl im Kiez.