Torgau Die Anrede "mein lieber Sportsfreund" hat es in sich. Je nach Betonung droht dem Angesprochenen sogleich Kritik oder es wartet Herzenswärme. Von Kritik war Birgit Ahrens am Freitag meilenweit entfernt. Die Übungsleiterin des SV Fortschritt Oschatz blickte als Laudatorin mit großem Stolz und anerkennend von der Heimatpreis-Bühne auf dem Hartenfelser Schlosshof zu einem Mann, der wenig später sichtlich gerührt selbst an dieser Stelle stehen sollte.
Heimatpreisträger in der Kategorie Sport für das Jahr 2021 ist Bernd Schmidt. Der Vereinsvorsitzende des SV Fortschritt Oschatz ist für sein großes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden. Er zeichne sich nach Angabe Ahrens durch viel Geduld, einen hohen Sachverstand und eine Menge Empathie aus. Jene drei Eigenschaften seien die Grundlage dafür, den Verein, den es mittlerweile seit 72 Jahren gibt, trotz der unterschiedlichen Abteilungen beisammen zu halten. "Manchmal kann es damit verglichen werden, einen Sack Flöhe zu hüten", beschrieb es Ahrens, die im erweiterten Vereinsvorstand tätig ist und somit genau weiß, wovon sie spricht. Von Schach bis Boxen, von Kegeln bis Einradfahren - Schmidt sorge dafür, dass viele Menschen im Verein eine sportliche Heimat haben.
Der Heimatpreis wird von der Torgauer Verlagsgesellschaft (TVG), der Sparkasse Leipzig sowie dem Landratsamt getragen. Sparkassenvorstand Andreas Nüdling unterstrich die Bedeutung des Heimatgefühls, das für jeden im Detail zwar immer etwas anderes ausmache - im Grunde genommen aber stets identitätsstiftend sei.
Neben Nüdling beglückwünschten unter anderem auch TVG-Geschäftsführer Andreas Plaul und Landrat Kai Emanuel den Preisträger, der sich angesichts von drei Jahrzehnten Heimatpreis-Geschichte in eine lange Preisträgerliste einreiht. Auch Benno Kittler, der Ideengeber für den Heimatpreises, sowie der Oschatzer Oberbürgermeister David Schmidt wünschten dem Oschatzer alles Gute.
Bernd Schmidt ist seit 1970 Mitglied in dem Sportverein. Ihn trug die Begeisterung für die Leichtathletik. "Sportlich war ich keine große Leuchte", erinnerte er sich mit einem Schmunzeln. Doch als 1972 Kampfrichter gesucht worden seien, habe seine große Stunde geschlagen. Fortan übernahm er bei DDR-Meisterschaften und Spartakiaden als Juror Verantwortung und war mitunter hart im Nehmen: Denn selbst ein Speer, der ihm das Bein aufschlitzte, konnte seine Begeisterung für den Sport nicht bremsen.
Aktuell ist der 63-Jährige am Beruflichen Schulzentrum Grimma als Lehrkraft tätig. Wer jetzt auf Sportlehrer tippt, liegt falsch. "Ich bin gelernter Koch und unterrichte die Schüler in den Fächern Nahrungsmittelzubereitung sowie Natur- und Umweltschutz", sagt Schmidt, dessen Verdienste sich nicht allein auf die Führung seines Vereins beschränken. Ohne den Oschatzer gebe es wohl auch keinen RIO-Lauf - den Städtelauf zwischen Riesa und Oschatz - und wohl auch keinen OAZ-Staffellauf. Im Überlebenskampf vieler Vereine ist Schmidt zudem derjenige, der im Ringen um Sponsoren und Personal nicht locker lasse, gerade die vielen kleinen Vereine rund um Oschatz von einer engeren Zusammenarbeit zu überzeugen.
Künstlerisch untermalt wurde die Veranstaltung durch drei junge Sänger, die in diesem Jahr Teilnehmer der Sächsischen Sängerakademie in Torgau waren. (Christian Wendt)
Den kulturellen Rahmen des Abends bildete der Auftritt dreier junger Sänger, die in diesem Jahr Teilnehmer der Internationalen Sächsischen Sängerakademie in Torgau waren. So gab es ein Wiedersehen mit Ella Feldmeier, Siba Veran, Ervin Ahmeti sowie mit Prof. Heiko Reintzsch.