Dommitzsch. Die Stadt Dommitzsch hat den Staatspreis Ländliches Bauen 2021 gewonnen. Aus insgesamt 110 von Bauherren und Architekten eingereichten Projekten hat die Jury die Preisträger in vier Kategorien ausgewählt, teilte das Staatsministerium für Regionalentwicklung am Donnerstag mit. Für den Wettbewerbsbeitrag in Dommitzsch gibt es nunmehr ein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro in der Kategorie Multiple Nutzung und bauliches Ensemble. Weitere Preisträger sind Peißen bei Pegau (behutsame Sanierung und den zeitgemäß modernen Umbau einer Scheune zum Wohnhaus für eine junge Familie), Herrnhut (Schaffung eines Co-Working-Space in einem denkmalgeschützten ehemaligen Spritzenhaus) und Hauptmannsgrün (Modernisierung und Erweiterung der Grundschule).
Dommitzsch punktete mit seiner Gestaltung der Ortsmitte, wofür die Leipziger Architekten Schoener und Panzer verantwortlich zeichnen. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Das Rathaus wurde denkmalgerecht saniert und ein Außensitzbereich des Cafés im alten Ratskeller geschaffen. Auf dem Marktplatz entstanden Pflanzflächen mit langen Sitzbänken, die zum Verweilen am beliebten Elberadweg einladen. In einem benachbarten Gebäude des Rathauses ist die neue Touristeninformation untergebracht. Es wurde dafür komplett entkernt und neu konzipiert. Der bis in die Dachspitze erlebbare Innenraum erhält durch den skulpturalen Einbau einer diagonal ausgerichteten Treppenanlage mit Sitzstufen aus Eschenholz und eines Informationstresens mit darüber liegender Galerie eine spannungsreiche Gliederung. Hier können verschiedenste Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden. Die ländlich geprägte Kleinstadt gewinnt im Ergebnis ein hohes Maß an Attraktivität für ihre Bewohner und Gäste.“
In Dommitzsch dürfte die Freude angesichts der Auszeichnung groß sein. Doch Bürgermeisterin Heike Karau (parteilos) war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dafür Architekt Michael Schoener, der von der TZ erfahren hat, dass das Projekt seines Büros gewonnen hat. „Wir freuen uns natürlich riesig. Dommitzsch war ein tolles Projekt“, sagt Schoener, es sei aber auch eine große Herausforderung gewesen, besonders was die denkmalgerechte Fassadengestaltung des Rathauses betraf. Dort mussten unter anderem mehrere Anbauten zurückgebaut werden.
Neben Dommitzsch und den drei anderen Preisträgern würdigte die Jury 20 weitere Bauobjekte mit einer Auszeichnung, darunter sind auch Vertreter aus Nordsachsen. Demnach gab es eine Auszeichnung für die „niedrigschwellige Sanierung einer Scheune“ für eine multiple Nutzung in Polbitz bei Elsnig, die Sanierung der Schmiede in Badrina bei Delitzsch und die Umgestaltung des alten Forsthauses Collm bei Wermsdorf zu einem Wochenendausflugslokal.
„Die hohe Qualität der eingereichten Bauten und Freianlagen ist beeindruckend. Besonders freue ich mich über den Ideenreichtum und Weitblick der Bauherren, Architekten und Handwerksfirmen in unseren ländlichen Regionen“, sagt Staatsminister Thomas Schmidt (CDU. „Sie haben sowohl in vorhandenen, vorher leerstehenden Gebäuden als auch durch Neubauten mit Bezug zur ländlichen Umgebung hervorragende Antworten für das künftige Leben und Arbeiten in unseren ländlichen Regionen gefunden.“ Die Ergebnisse des Staatspreises Ländliches Bauen zeigten „nachhaltige bauliche Lösungen in hoher Qualität in Verbindung mit innovativen Nutzungs- und Raumkonzepten“.
Das Ministerium für Regionalentwicklung unterstützt Bauvorhaben auf dem Land finanziell. Allein in diesem Jahr wurden mit 20 Millionen Euro aus den Programmen Leader und Vitale Dorfkerne 200 Bauvorhaben auf den Weg gebracht. „Diese Unterstützung werden wir fortsetzen“, kündigt Schmidt an.
Der Staatspreis Ländliches Bauen wurde erstmals im Mai 2021 ausgelobt. Er führt als einer der drei Baupreise den Landeswettbewerb für das Bauen im ländlichen Raum weiter, der bereits 17-mal durchgeführt wurde. Bewerben konnten sich private Bauherren einschließlich Unternehmen und Vereinen sowie Kommunen, Architekten und Planer in vier Kategorien.