Zunächst die bekannten Fakten: minimal drei, maximal sechs Gesandte der Torgauer Partnerstadt Striegau waren zum Fest „Torgau leuchtet“ eingeladen, darunter offenbar auch der Bürgermeister. Diese Gruppe wurde zum Verursacher von „unschönen Vorfällen und Verhaltensweisen“. In deren Folge musste das Central-Hotel einige Möbel ersetzen und hatte erhöhten Reinigungsaufwand. Die Stadt Striegau hat das bezahlt, aber nie offiziell um Entschuldigung gebeten.
Diese Fakten sind alles, was die Torgauer Stadträte ihren Wählern mitteilen können, wenn diese wissen wollen, warum ihr Gremium dem Ende der Partnerschaft ohne jedes Bemühen um eine Rettung zugestimmt hat. Mehr dürfen sie auch gar nicht sagen, denn für alle Details hat ihnen die Stadtverwaltung einen Maulkorb verpasst. Transparent ist das nicht. Genau diese Transparenz ist aber wichtig, wenn Entscheidungen fallen, die alle Torgauer betreffen, Entscheidungen, wie die Kündigung einer Städtepartnerschaft.
Es sei denn, diese Partnerschaft war gar nicht für die Bewohner der Städte gedacht, sondern als Auslands-Besuchs-Alibi für städtische Verwaltungen. Eine Kernaussage der CDU-Vertreter am Mittwoch lautete sinngemäß: Die Partnerschaft wird von den Verwaltungen getragen und funktioniert nur, wenn diese gut miteinander können. Spätestens seit Oktober kann die Torgauer nicht mehr gut mit der Striegauer Stadtverwaltung.
Dass die Schüler beider Städte gut miteinander können, die Sportler und die Feuerwehrleute sowieso, war am Ende also nicht ausschlaggebend, sondern das Verhältnis zwischen städtischen Offiziellen und insbesondere die tiefe Betroffenheit der Torgauer Verwaltungschefin. Für diese hat der Stadtrat die Partnerschaft aufgekündigt.
Torgaus Oberbürgermeisterin hat im Laufe der Debatte übrigens sehr klar gemacht, wie sie anstelle des polnischen Amtskollegen reagiert hätte: mit Entschuldigung und Rücktritt. Eine Aussage, die für ihren moralischen Kompass, ihren Anstand und ihre gute Erziehung spricht. Ja! Ein Bürgermeister ist nicht tragbar, wenn er sich – Zitat aus dem Stadtrat – wie ein „Vollpfosten“ benimmt. Er müsste gehen, da hat sie recht.
Aber würde Torgaus Stadtchefin von ihren Kreisstädtern verlangen, dass sie sich für Fehler ihrer Oberbürgermeisterin in den Staub werfen? Würde sie ihre Bürger für ihr persönliches Fehlverhalten in Haftung nehmen? Ganz sicher nicht! Es ist schade, dass für die Menschen in Striegau andere Maßstäbe gelten und sie für das offensichtliche Versagen ihrer Führung in Sippenhaft genommen werden.
Es bleibt der fade Beigeschmack, dass EIN „Vollpfosten“ die Städtepartnerschaft ruinieren konnte und es ganz offenbar nicht genügend Torgauer Interesse gab, diese Städtepartnerschaft länger als nötig aufrecht zu erhalten, weil andere Reiseziele attraktiver sind.
Lesen Sie dazu auch den Bericht über die Ratssitzung: http://bit.ly/2OtUbeQ