Beilrode. Wahrscheinlich wird es dieses Spiel zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr 2021 auch noch geben. Doch jetzt ruht auf allen Plätzen der Amateurkicker der Ball und auch der Trainingsbetrieb. Die TZ hat zuerst bei Beilrodes Trainer Andreas Wenzel nachgefragt, was er zur aktuellen Situation sagt und was er für 2021 erwartet.
Was sagen Sie zur Entscheidung des Nordsächsischen Fußballverbandes vom Montag, den gesamten Spielbetrieb bis Ende Dezember 2020 komplett abzusagen?
Für alle Freizeitfußballer ist das mit Sicherheit eine bittere Nachricht. Aber die Entscheidung ist dennoch nachvollziehbar und bietet den Mannschaften, Vereinen und natürlich auch dem Verband die angestrebte Planungssicherheit. Ich finde es zumindest gut das man diesen Schritt nicht weiter rausgeschoben hat und aufgrund der aktuellen Lage zeitig verkündet hat.
Haben Sie damit gerechnet?
Ja, intern haben wir im Oktober zum letzten Punktspiel schon damit gerechnet, das wir uns wohl in diesem Jahr nicht mehr auf dem Platz sehen.
Wie sehen nun die Konsequenzen beim Verein aus?
Die Konsequenzen beim Verein? Dafür ist der Vorstand zuständig. Die Konsequenzen für viele Vereine werden wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Aus heutiger Sicht ist das schwer abschätzbar, aber vermutlich geht es auch bei vielen Vereinen an die Substanz. Zuschauereinnahmen und Umsätze fehlen durch die abgesagten Hallenturniere und Spiele. Die Interessen derer, die aktiv Sport getrieben haben - und dies in dieser Zeit nicht können - verlagern sich. Eine Folge wären wohl schrumpfende Mitgliederzahlen, welche die Existenz der Vereine bedrohen. Eventuell treten Sponsoren aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kürzer. Es sind viele unbekannte Faktoren, aber ich erhoffe und wünsche mir hier vom Verband und von der Politik, dass man auch den kleinen Vereinen hilft. Auch hier sollte es Möglichkeiten geben, sie ohne großen Aufwand zu unterstützen, wenn wirtschaftliche Schieflagen eintreten sollten. Denn die Folgen sehen wir nicht heute, sondern erst in den nächsten Jahren.
Welche Möglichkeiten gibt es für die Beilroder Fußballer, wenigstens ein bisschen Gefühl für Ball und Spiel zu behalten?
Sind wir realistisch - das obliegt jedem Spieler selbst. Ob er im Garten jongliert oder Ballgefühl am Controller trainiert. Aktuell kann ein Fußballer kein Gefühl für Ball und Spiel behalten, da ein Training nicht möglich ist. Lediglich der persönliche Fitnesszustand kann gehalten oder im Idealfall verbessert werden. Aus taktischer und technischer Sicht ist die Situation katastrophal, da wir alle wieder bei Null anfangen nach der Pause. Deshalb erhoffe ich mir von meinen Spielern ein hohes Fitnesslevel, wenn wir wieder starten dürfen.
Haben Sie Ideen, wie die Saison 2020/21 halbwegs sinnvoll zu Ende gespielt werden kann?
Spannende Frage. Ein Drittel der Spiele ist gespielt und es wären bei uns noch 14 Spiele plus Pokal. Eventuell gibt es eine Aufstiegsrunde und Abstiegsrunde, in der man die Liga teilt und jeder Teilnehmer nach Tabellensituation drei Heim- und zwei Auswärtsspiele hat - oder umgekehrt. Vielleicht auch mit Hin- und Rückspiel bei Ligateilung. Das alles ist aber reine Spekulation. Ich schätze, der Verband hat da einige Ideen in der Schublade und das wird immer vom zeitlichen Rahmen abhängen. Also wann wir wieder spielen dürfen. Es wird aber definitiv keine reguläre Saison - da bin ich mir sicher. Aus heutiger Sicht rechne ich eher mit einer Annullierung der Saison.
Wie sind eigentlich die Reaktionen bei den Spielern? Was sagen die?
Zum zweiten Mal eine Unterbrechung in einem Jahr macht keinen froh. Jeder, der seinem Sport aus Überzeugung nachgeht, ist enttäuscht! Aber wie schon gesagt, haben wir bereits im Oktober damit gerechnet.
Sollte es irgendwann einen Impfstoff gegen Covid19 geben, lassen Sie sich impfen oder eher nicht?
Ich kenne weder die Nebenwirkungen noch irgendwelche Rahmenbedingungen eines Impfstoffes, deshalb würde ich es aus heutiger Sicht nicht tun.
Halten Sie die Maßnahmen für gerechtfertigt oder inzwischen für überzogen - speziell, was den Fußball und den anderen Amateursport angeht?
Es ist doch ein Thema, was die Gesellschaft momentan spaltet und jeder sollte und darf seine Meinung sachlich dazu haben und vertreten. Bei meiner Meinung geht es rein um die Maßnahmen im Breitensport. Aus meiner Sicht ist es für viele einfach nicht nachvollziehbar. Wir lesen täglich Corona-Schlagzeilen von hohen Ansteckungsraten, wir lesen von Stoßlüften und frischer Luft, wir lesen von Mindestabständen, die empfohlen werden. Ich denke, in vielen Breitensportarten und nicht nur im Fußball ist genau Das alles gewährleistet, auch mit den von den Verein erarbeiteten Hygienekonzepten! Jeder, der freiwillig und gern seinen Sport ausübt, sollte auch die Möglichkeit dazu nutzen dürfen. Aktuell ist es mir einfach und ehrlich gesagt alles zu konträr. Kinder sitzen in der Schule nebeneinander, dürfen aber nicht zusammen an der Luft Spielen. Wir alle gehen arbeiten mit Kontakten zu anderen Menschen. In der Freizeit draußen beim Sport ist das nicht erlaubt. Sorry, aber das passt nicht! Aber ich verstehe auch jeden, der diese Form der Maßnahmen so annimmt wie sie sind - aufgrund von Sorge oder um Risikogruppen zu schützen.
Haben Sie persönlich Angst vor einer Corona-Infektion oder nicht?
Ich habe keine Angst davor.