Großtreben/Bad Schlema Der Großtrebener Georg Milling könnte die Wärmeversorgung Bad Schlemas in einem zweiten Anlauf revolutionieren: Grubenwasser aus ehemaligen Bergbaustollen hat nach Ansicht des ostelbischen Tiefbohringenieurs nämlich ausreichend Potenzial, in dem Kurort künftig nachhaltig für warme Stuben zu sorgen. Milling unterstützt mit seiner Expertise eine Petition des Bad Schlemaer Ortschaftsrats, die - an den Deutschen Bundestag gerichtet - ein Forschungsprojekt zur Nutzbarmachung jener bislang noch ungenutzten Energiequelle anschieben soll.
Warmes Grubenwasser
Wie die Freie Presse Chemnitz berichtet, hat Milling überschlagen, dass tief unter der Erde riesige Mengen sehr warmen Grubenwassers vorhanden sind. Große Teile des aufsteigenden Wassers würden bislang ungenutzt in die Zwickauer Mulde abgeleitet. "Angesichts der heutigen Probleme auf dem Energiesektor ist diese Verschwendung unvorstellbar", betonte der Tiefbohringenieur im Gespräch mit der Torgauer Zeitung. Milling will jenes Potenzial nun mit Hilfe der Wärmepumpentechnologie für die Allgemeinheit nutzbar machen.
Das Grubenwasser verfügt in einer Tiefe von bis zu 2000 Metern über eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 72 Grad Celsius. Abgeleitet in die Mulde sind es noch immer 28 Grad Celsius. Mit der zur Verfügung stehenden Wassermenge könnten nach Ansicht des Großtrebeners etwa 1000 Öl- beziehungsweise Gasheizungen ersetzt werden. Voraussetzung dafür sei der Bau eines Geothermie-Kraftwerks, welches nach Einschätzung des Großtrebeners deutschlandweit Pilotcharakter hätte.
Expertenrunde vor Ort
Mitte Juni hatte es bereits eine Exkursion von Fachleuten der Bergakademie Freiberg, des Arbeitskreises "Wärme und Kälte" der Energy Saxony, Vertretern der Wismut GmbH, der Arbeitsgruppe Geothermie sowie der Stadtverwaltung Aue-Bad Schlema gegeben. So ging es nach Angabe der CVD-Mediengruppe unter anderem zur Wasserbehandlungsanlage der Wismut, die das aufsteigende Grubenwasser reinigt. Ebenso sei die geothermische Heizungsanlage einer Schule inspiziert worden. Dort wurden die Möglichkeiten und Grenzen jener Energiegewinnung dargestellt. Dabei hatten die Teilnehmer das große Potenzial des warmen Grubenwassers im Schlematal bestätigt.
Gescheitertes Bohrprojekt
Bereits vor Jahren war die Hoffnung auf Erdwärme in Bad Schlema groß. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hatte damals Hoffnungen geweckt, weil Vorarbeiten zu einer angedachten Forschungsbohrung Erfolg versprachen. Doch die veranschlagten bis zu 50 Millionen Euro waren schließlich eine Nummer zu groß. Vorgesehen war, eine reichlich fünf Kilometer lange Bohrung in die Tiefe zu treiben. Wissenschaftler wollten damit nach Angabe des Informationsportals Tiefe Geothermie überprüfen, ob der Granit für Sachsens erstes Tiefengeothermie-Kraftwerk geeignet ist. Nach Bewertung des zweijährigen Vorprojekts hatte die Bundesanstalt neben den hohen Projektkosten auch unkalkulierbare Risiken wegen des Altbergbaus (Uran) als Begründung für ein Scheitern des Projekts auf den Tisch gelegt.
Dass nun Georg Milling aus Großtreben aufs Erzgebirge aufmerksam geworden ist, liegt an seinem Hobby: Milling ist nämlich begeisterter Amateurfunker. Jeden Montag- und Dienstagabend verfolge er aufmerksam auf Kurzwelle sowie auf UKW die "Erzgebirgsrunde". Anfang 2022 war dort erneut die Thematik angerissen worden, wie Erdwärme vor Ort genutzt werden könne, da diese auch noch ganzjährig zur Verfügung stehe.