Nach zwei Monaten Corona-Lockdown hat nun auch die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ihre Türen wieder geöffnet. Jeden Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr können Besucher ohne Anmeldung die Dauerausstellung im Erdgeschoss besuchen. Allein am vergangenen Samstag waren es knapp zwei Dutzend Gäste. Noch müssen diese allerdings einige Einschränkungen in Kauf nahmen. So ist der ehemalige Dunkelzellentrakt nach wie vor für den Besucherverkehr gesperrt. Auch die Multimediastationen sind wegen der Corona-Schutzmaßnahmen noch immer außer Betrieb.
Elektronischer Helfer
Neu und einsatzbereit ist dagegen ein Audioguide, den die Besucher auf dem eigenen Smartphone nutzen können. Über die kostenlose App „Hearonymus“ – hier gibt es übrigens auch einen halbstündigen, jedoch kostenpflichtigen Torgau-Audioguide – kann sich jeder den elektronischen Helfer herunterladen. Parallel dazu ist mittlerweile auch ein 360-Grad-Rundgang durch die Dauerausstellung über die Website der Gedenkstätte zugänglich.
„Spätestens mit Beginn der Landesgartenschau am 23. April werde die Gedenkstätte wieder dienstags bis sonntags geöffnet sein“, sagt Manuela Rummel, Leiterin der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit der Gedenkstätte. Für die zukünftige Betreuung der Ausstellung und als Besucherreferenten für Führungen sucht die Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, sie ist Trägerverein der Einrichtung, noch Honorarkräfte.
Unterdessen ist die Nachfrage nach Bildungsveranstaltungen anhaltend hoch. „In den ersten vier Wochen des Jahres mussten wir 10 angemeldeten Besuchergruppen absagen, neue Termine finden oder in den virtuellen Raum verlegen“, erklärt Manuela Rummel. Schon bis in den Herbst sei der Terminkalender für Bildungsangebote, Führungen und Zeitzeugengespräche prall gefüllt. „Wir müssen gerade viele Gruppen vertrösten oder bieten jetzt schon Termine für das kommende Jahr an“, fügt Bildungsreferentin Juliane Weiß an.
Wiedersehen im Sommer
Viele Veranstaltungen konnten im vergangenen Jahr wegen der Corona-Einschränkungen nicht stattfinden, so auch die für Dezember geplante Eröffnung der neuen Ausstellung im ersten Obergeschoss des Hauses. Diese widmet sich der Aufarbeitung der repressiven Heimerziehung am Beispiel der Geschichte der Gedenkstätte und der Bedeutung ehrenamtlichen Engagements. Die Ausstellung wird nun im Sommer nachgeholt und dabei mit einem für die Gedenkstätte wichtigen Ereignis verbunden: dem Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder. Seit 2003 kommen jährlich im September ehemalige DDR-Heimkinder, deren Angehörige sowie Interessierte aus Gesellschaft, Politik und Forschung zusammen, um sich in Torgau über das eigene Leben, die historische Aufarbeitung der DDR-Heimgeschichte oder auch aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen in der (Heim-)Erziehung auszutauschen. Anno 2022 werden mehr als 800 Einladungen an Betroffene ins gesamten Bundesgebiet verschickt.
Weil die letzten beiden Treffen wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten, setzt die Gedenkstätte diesmal auf ein anderes Konzept: „Mit einem Open-Air-Konzert am 18. Juni in der Kulturbastion Torgau wollen wir unsere Tradition der Heimkindertreffen wieder in Gang setzen. In lockerer, sommerlicher Atmosphäre mit ausreichend Raum und Platz für Begegnungen, Gespräche und Imbiss freuen wir uns schon jetzt auf ein Wiedersehen,“ blickt Gabriele Beyler, Vorstand des Trägervereins der Gedenkstätte, voraus. Und Manuela Rummel fügt hinzu: „Wir wollen noch nicht zu viel verraten, aber wir haben ein ganz besonderes Highlight geplant, an dem auch einige Betroffene tatkräftig mitgewirkt haben.“