Torgau Mit einem Kran wurde am Mittwochabend ein ungewöhnlicher Container vor der Torgauer Kulturbastion abgeladen: Der Kasten ist im Sprachgebrauch der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkshof ein mobiles Denkzeichen. Er soll als interaktiver Lernort Besuchern Einblicke in das repressive Heimerziehungssystem der DDR geben. Der Container wird am Samstag im Zuge eines von der Gedenkstätte organisierten Treffens ehemaliger DDR-Heimkinder feierlich eingeweiht. Dazu erhält er noch einen weißen Stoffbezug.
"Die Geschichte der Spezialheime der DDR droht an vielen historischen Orten in Vergessenheit zu geraten", betont Gabriele Beyler vom Trägerverein der Gedenkstätte. Die "Blackbox Heimerziehung" werde diese Fehlstelle endlich schließen. Nachdem der umgebaute Seecontainer mit Ausstellung sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eine Woche lang in Torgau für Besucher geöffnet haben wird (Mo.-So. jeweils von 14-17 Uhr), geht er auf Reisen. Zweite Station ist Burg Scharfenstein im Erzgebirge, wo einst ein Jugendwerkhof untergebracht war. Nachdem im Osten der Republik sämtliche historische Orte abgefahren worden sind, soll es von hier aus auch in die alten Bundesländer gehen. Angedacht ist nach Angabe Beylers auch eine Europatour.
Die Idee eines solchen mobilen Denkzeichens wurde bereits vor zehn Jahren geboren. Durch eine finanzielle Unterstützung der Beauftragten für Kultur und Medien konnte das Vorhaben nun verwirklicht werden.
Die " Blackbox Heimerziehung" hinterlässt an den angesteuerten historischen Orten eine analoge wie auch eine digitale Spur: So verbleibt stets eine Erinnerungstafel an Ort und Stelle. Sie informiert über die jeweiligen Heimeinrichtung und erinnert an die Schicksale der Betroffenen. Mit dem Verweis auf einen begleitenden Auftritt im Internet sind vertiefende Informationen zu den DDR-Spezialheimen dauerhaft verfügbar.