Torgau Wie arbeiten Journalistinnen und Redakteure? Wie entstehen Artikel für die Zeitung? Wer entscheidet, welche Themen in den Ausgaben Platz finden? Und was ist die Aufgabe des Journalismus? - Mit all diesen Fragen besuchten am Montagnachmittag die 9c des Johann-Walter-Gymnasiums die Redaktion der Torgauer Zeitung im Haus der Presse. Das Ziel der Jugendlichen: Wissen, wie Zeitung gemacht wird und welche journalistischen Grundsätze dabei eingehalten werden müssen.
Schnell stellte sich bei dem Besuch heraus, dass die Schüler und Schülerinnen schon einiges über Medien und journalistisches Arbeiten wissen. "Wir haben im Unterricht gerade das Thema Zeitung und verschiedene Textarten. Nun wollten wir mal den Redakteurinnen und Redakteuren der Torgauer Zeitung über die Schulter schauen", erklärt Deutschlehrerin Clara Wahn. Auch wenn die Jugendlichen sich vorrangig über Facebook, Instagram, Twitter und Co. informieren und nur selten eine klassische Zeitung in der Hand haben, war das Interesse an den Abläufen, der Struktur und der Entstehung von Printmedien groß.
Im Fokus standen aber nicht nur der Aufbau einer Zeitung, sondern auch die Inhalte. Mit ihren Antworten auf die Frage "Über welche Themen würdet ihr gerne lesen?" überraschten einige Schüler und Schülerinnen die TZ-Redakteure. Denn neben Sport, Veranstaltungen und Rettungseinsätzen gehören auch Stadtpolitik und naturwissenschaftliche Themen zu den Interessen.
Besonders beeindruckten die jungen Menschen mit ihrer Medienkompetenz und ihrem Umgang mit Informationen. Denn alle konnten sicher unseriöse von vertrauenswürdigen Quellen im Internet, den Sozialen Medien und Messenger-Diensten unterscheiden. Dass das keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte eine 2021 veröffentliche Studie im Auftrag der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, die sich unter anderem mit den Kenntnissen über Medien und deren Nutzung sowie der Einstellung der Bevölkerung zu Journalismus und Medien beschäftigt.
Das Ergebnis: Rund ein Drittel der Sachsen verfügt nur über ein geringe Medienkompetenz. Die größten Wissenslücken zeigen sich vor allem bei den jüngeren Teilnehmerinnen und Befragten unter 35, wobei die Altersgruppe, der über 50-Jährigen die bedenklichsten Einstellungen gegenüber Journalismus hat. Zentrale Funktionen von Medien konnten zudem von vielen nicht benannt werden. Beispielsweise ist das für die Demokratie in Deutschland wichtige Neutralitätsprinzip in der Medienberichterstattung nahezu unbekannt. Zudem vertritt rund ein Drittel die Meinung, Medien seien dazu da, "Meinungen zu lenken" oder "politische Meinungen zu vertreten".
2018 startete zu der Thematik bereits ein Pilotprojekt in Torgau, in dem das Medienpädagogische Zentrum den kritischen Umgang mit Medien erklärte, lehrte und in der Praxis erprobte. Im Zuge dessen erweiterte der Landkreis seit vergangenem Jahr sein Angebot auf diesem Gebiet und führte neue Formate zum Erlernen von Medienkompetenzen, beispielsweise an der Volkshochschule, für unterschiedliche Zielgruppen ein.