Steht die Belgeraner Elbfähre vor dem Aus? Der Stadtverwaltung von Belgern-Schaildau ist es trotz mehrfacher Anläufe bislang nicht gelungen, für einen Ersatz des in den Ruhestand gehenden Fährmanns Werner Ruben zu sorgen. Dieser hatte seinen Renteneintritt vor allem auf Bitten der Stadtverwaltung noch einmal hinausgeschoben. Doch zum 31. Dezember ist für den Ostelbier definitiv Schluss. Das bestätigte Bald-Bürgermeister Ingolf Gläser (CDU) im Gespräch mit der Torgauer Zeitung. Dabei betonte er wiederholt, wie wichtig die schwimmende Brücke zwischen Belgern und Ostelbien sei. Das Angebot werde rege genutzt. Auch Arzbergs Bürgermeister Holger Reinboth (parteilos) teilt die Sichtweise.
Hoffnung
Doch was kommt nach dem 31. Dezember? „Es droht zunächst tatsächlich ein Stillstand“, sagte Gläser. Das Wort Aus wollte der Plothaer allerdings nicht in den Mund nehmen, denn nach wie vor habe er die Hoffnung, die Fähre auch im kommenden Jahr wieder übersetzen zu lassen. Mit zwei weiteren Personen würden hierzu noch Gespräche geführt, sagte der amtierende Amtsverweser, der den Titel Bürgermeister ab dem kommenden Jahr tragen wird.
Die Fähre dauerhaft stillzulegen und wegen dadurch wegfallender Revisionskosten – alle fünf Jahre muss eine Fähre zum TÜV – den kommunalen Haushalt zu entlasten, hält Gläser trotz einer unausweichlichen Haushaltskonsolidierung für keine Option. Die Verkehrsverbindung sei einfach zu wichtig, als dass man darauf so einfach verzichten könne. Damit jedoch eine Revision neben den Gefahren durch Niedrig- und Hochwasser nicht zu zusätzlichen Einnahmeverlusten des Pächters führt, will die Stadt den Werkstattaufenthalt der schwimmenden Brücke künftig in die risikobehafteten Wintermonate legen. Dadurch würde man auch Radfahrer mit Beginn der Zweiradsaison nicht vor den Kopf stoßen, wenn diese beispielsweise von Belgern aus die ostelbischen Herrenhäuser erkunden wollen.
Ungehörte Appelle
Nach wie vor setzt der Amtsverweser auf eine wenn auch geringe Chance, die in kommunaler Hand befindliche Fähre in den Öffentlichen Personennahverkehr zu integrieren. Appelle an den nordsächsischen Landrat Kai Emanuel blieben bislang allerdings ungehört. Dass es auch anders gehe, zeige das Fährbeispiel in Strehla. Hier sitzt seit Anfang April 2021 die Verkehrsgesellschaft (VGM) Meißen mbH „am Ruder“. Gesellschafter der VGM sind der Landkreis Meißen (25,1 Prozent) und die Dresdner Verkehrsbetriebe (74,9 Prozent).
Nun ist Ingolf Gläser nicht unbedingt als Pessimist bekannt, doch sein mit Blick auf die Fähre großer Optimismus war auffällig auffällig. Weiß er womöglich mehr, als er bislang durchblicken lässt? Zuletzt hatte sich im Mai dieses Jahres Susann Hille, Geschäftsführerin des gleichnamigen Kranken- und Pflegedienstes, öffentlich für eine Aufrechterhaltung der Fährverbindung ausgesprochen. Hille nutzte dabei den Halt der „Miteinander stark: MDR Sachsen hört zu!“-Tour auf dem Belgeraner Marktplatz, worüber die Heimatzeitung ausführlich berichtet hatte.