Eine Ackerfläche am Stadtrand von Dommitzsch. Wo bis zuletzt Mais und Wintergerste wuchsen, sollten eigentlich schon seit 20 Jahren Wohnhäuser stehen. Mancher Anwohner im Mahlitzscher Weg hatte den Gedanken, hier irgendwann neue Nachbarn begrüßen zu können, sicher schon aufgegeben.
Doch jetzt bewegt sich was. Im nächsten Jahr sollen hier tatsächlich die Bagger vorfahren. Alle Hürden sind beseitigt. Und darüber zeigte sich auch Bürgermeisterin Heike Karau diese Woche erleichtert. Problem: Eine Satzung, die im Jahr 2000 vom damaligen Dommitzscher Stadtrat beschlossen wurde, gab den Bauwilligen ein „enges Korsett“ vor, was Häusertypen, Baustil und sonstige Äußerlichkeiten betrifft. Beispielsweise waren auch Spitzdächer vorgeschrieben. Damit bekamen manche Interessenten, die in der jüngsten Vergangenheit an die Rathaus-Tür klopften, einen Korb, wenn sie im Bungalow-Stil oder irgendwie anders bauen wollten. Das sei kein böser Wille gewesen. Sondern es gab eben die rechtlichen Vorgaben, die auch von den übergeordneten Behörden kontrolliert wurden, betonte Bürgermeisterin Heike Karau (parteilos) im Gespräch mit TZ. Ein Interessent, der den ablehnenden Bescheid bekommen hatte, war schon in Widerspruch gegangen. Aber die Stadt entschloss sich, den Hausbauern entgegenzukommen und die Satzung in einem aufwendigen Verfahren anzupassen.
„Jetzt also sind auch Häuser im Bungalow-Stil genehmigungsfähig. Die Bauwilligen können ihre Pläne individueller gestalten“, freut sich Heike Karau. Der Aufwand habe sich gelohnt. Nun ständen schon drei Interessenten Gewehr bei Fuß, um ihren Traum im Mahlitzscher Weg zu verwirklichen.
Insgesamt sei auf dem 0,9 Hektar großen Areal Platz für sechs bis sieben neue Grundstücke. „Das Gelände ist nicht Eigentum der Stadt, sondern gehört einem Investor aus Berlin“, gab die Stadtchefin Auskunft. Dieser habe sogar vor, den Standort noch zu erweitern. Aber dazu müsse in einem separaten Verfahren neues Baurecht geschaffen werden. Jetzt steht erst mal die „alte“ Fläche im Blickpunkt. Anwohner sind gespannt und noch ein bisschen skeptisch. Zu lange sei nichts passiert. Viele Jahre stand ein Werbeschild an der Straße, das irgendwann verschwunden sei. Mal schauen, zeigte sich einer der Anlieger noch zurückhaltend. Aus dem Umfeld der Bauwilligen war Erleichterung zu vernehmen. Gut zwei Jahre lang habe einer der Interessenten gerungen, der vor allem von der ruhigen und idyllischen Lage begeistert ist.
Derweil herrscht auch an anderen Standorten im Stadtgebiet von Dommitzsch Bewegung. Gebaut wird am neuen Wohnstandort „Am Osterberg“, wo seit Sommer 2020 Baurecht herrscht. Hier stehen 6200 Quadratmeter für acht Parzellen zur Verfügung.
Darüber hinaus befasst sich derzeit ein Ingenieurbüro mit einer Fläche in der Straße des Friedens. Auch hier könnten Wohnhäuser entstehen. Die Stadt hat zwei 40 WE-Blöcke abreißen lassen. „Mietwohnungsbau ist hier aufgrund des Förderprogramms nicht erlaubt, aber Eigenheimbau. Die Stadt sucht für das Areal einen Investor und begleitet somit wieder die Erstellung des B-Planes“, erklärte Heike Karau die Hintergründe. In einer der letzten Stadtratssitzungen hat das Ingenieurbüro schon Ideen präsentiert.