„Und beim nächsten Mal sind wir alle noch ein bisschen eher da. Wir haben hier ein volles Programm. Da zählt jede Minute.“ Die Ansage von Marcus „Locke“ Scholz ist klar. Verspätungen kann er überhaupt nicht leiden. Da muss eine Begründung schon richtig überzeugen können.
Scholz hat vor wenigen Tagen in Belgern die Ausbildung des Basketballnachwuchses in die Hand genommen. In der Turnhalle der Evangelischen Oberschule vermittelt er Jungen und Mädchen Grundlagen. Sein Anspruch ist hoch, die Motivation seiner Schüler ebenso.
Schulleiter Dr. Michael Glaubitz befürwortet die immer dienstags, 17 Uhr, auf dem Programm stehenden Trainingseinheiten. Im Rahmen von Ganztagsangeboten wird den Schülern nicht nur der Spaß am Umgang mit dem Basketball vermittelt. Ebenso geht es um den grundlegenden Spaß an der Bewegung.
„Ich find’s super“, sagt der 11-jährige Vincent aus Treblitzsch. Nachdem er dem Ball schon im reinen Schulunterricht nachgejagt sei, wolle er dies nun auch im Training mit Herrn Scholz. Ja, auch wenn Marcus Scholz im Grunde genommen stets mit seinem Spitznamen angeredet werden möchte, ist dies beim Training mit den Kindern tabu. Lockerheit sollen die Nachwuchstalente nur auf dem Parkett unter Beweis stellen.
Auch die 12-jährige Amy aus Treblitzsch hat sich mit der Jagd nach Körben längst angefreundet. Respekt vor den Jungen habe sie beim Spiel nicht. Auch ihre Freundin Anna-Lucia aus Liebersee (13) findet dieses Kräftemessen super.
Insgesamt 15 Kinder zählt jener zweite Trainingstag in der von Scholz und dessen Freunden umgestalteten Turnhalle. Bunt schillern hier die wilden Charaktere aus der Comic-Verfilmung „Space Jam“ von den Wänden. Natürlich darf in einer Einrichtung wie der Evangelischen Oberschule auch ein Luther nicht fehlen. Das alte Parkett ist kaum wiederzuerkennen. Noch vor den Weihnachtsfeiertagen wurden zudem zwei moderne Basketballkörbe in den Wänden verdübelt.
Wie ernst „Locke“ beziehungsweise Herr Scholz das Training nimmt, zeigt sich auch an seiner aufmerksamen Unterstützung. Zum einen ist da Co-Trainer André Friedrich. Er kennt „Herrn Scholz“ seit Jugendbeinen an; beide spielten in Torgau bereits Basketball. Er weiß um die Motivationskünste seines Kumpels. Zum anderen steht Marcel Richter mit einem Klemmbrett etwas abseits und macht sich ständig Notizen. Doch der ausgebildete Jugendtrainer, der unter anderem auch in Grimma Basketball spielte, hat weniger die Schüler im Blick als vielmehr den, der mit klaren Ansagen den Ton angibt. „Ich notiere mir, was mir am Coaching von Marcus auffällt“, sagt der Leipziger. Dabei gehe es um Kommandos. Der Griff zum Handy, auch wenn der Anruf noch so wichtig erscheine, sei genau so tabu wie „Ablage“ der Hand in der Hosentasche. „Als Coach musst du Vorbild sein. Das gelingt dem Marcus immer besser“, setzt Marcel auch schon zur nächsten Notiz an.
Unterdessen dribbelt die Truppe mehrere Runden lang durch die Halle. Der Klang der aufspringenden Bälle ist in den Ohren eines jeden Basketballers Sinfonie pur. Beim Dehnen der Muskulatur geben indes die Jugendlichen den Ton an. Gemacht wird zunächst das, woran man sich noch erinnern kann. Das macht Spaß und bestärkt die Jungen und Mädchen in ihrem Gefühl, dass auch ihre Meinung gefragt ist.
Nach eineinhalb Stunden ist das Training beendet. Der Schweiß rinnt. Auch bei „Herrn Scholz“. Doch Feierabend ist für ihn noch längst nicht. Denn jetzt steht noch eine Trainingseinheit mit etwas älteren Jugendlichen auf dem Programm. „Ich freue mich über die enorme Resonanz auf das Angebot“, sagt Marcus Scholz. Er hoffe, dass möglichst viele dabeibleiben werden. Sein großer Traum ist nach wie vor die Gründung eines Basketballvereins. Der hat dann in Belgern sein Zuhause.