Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und das DIZ Torgau gedachten am Donnerstagnachmittag am Fort Zinna der Opfer der NS-Militärjustiz. Unter anderem legten Dr. Markus Pieper, Geschäftsführer der Stiftung, und Ministerin sowie Stiftungsratsvorsitzende Barbara Klepsch einen Kranz nieder.
„Indem wir an die Opfer der Verbrechen und des NS-Unrechts erinnern, wird diese Erinnerung relevant für unser Heute und unsere Zukunft“, sagte Klepsch. Man dürfe nicht nachlassen, die Zivilcourage gegen jede Form von Diskriminierung, Ausgrenzung, Antisemitismus und Hass zu stärken. „Wir müssen Werbende für Toleranz und Verständigung sein. Unser Handeln muss davon geprägt sein, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen“, betonte sie. Wichtig sei es, Gesicht zu zeigen. „Das sind wir den Opfern schuldig.“
Torgaus Oberbürgermeisterin Romina Barth sprach sich gegen eine Ideologie des Hasses und der Menschenfeindlichkeit aus. Das Schicksal jedes einzelnen Opfers bleibe an Orten wie dem Fort Zinna ein wertvolles Vermächtnis.
Elisabeth Kohlhaas vom DIZ Torgau verlas zum Abschluss Auszüge aus einem Tagebuch, das Joseph Stephany geschrieben hat. Der Luxemburger war von September 1944 bis zum Kriegsende in Torgau inhaftiert. In seinen Aufzeichnungen schildert er das Haftleben, das von großer Angst aber auch Hoffnung geprägt war. Das Tagebuch war von Schülern des Johann-Walter-Gymnasiums innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft ins Deutsche übersetzt worden.
Die beiden Torgauer Militärgefängnisse Fort Zinna und Brückenkopf zählten während des Zweiten Weltkriegs etwa 60000 Häftlinge. Viele von ihnen waren Deserteure, Kriegsgegner und Widerstandsangehörige aus ganz Europa. 1400 Inhaftierte wurden in Torgau hingerichtet. Viele Tausend verloren ihr Leben in Straf- und Bewährungseinsätzen an der Front.