In der Region läuft die Frühjahrsbestellung auf vollen Touren. Das Wetter war in den letzten Wochen günstig, um die Flächen zu bearbeiten. Vielerorts sah man schwere Technik im Einsatz. Nichtsdestotrotz sind die Landwirte gerade weit entfernt davon, sich entspannt zurücklehnen zu können. Explodierende Kosten, Trockenheit, sich ständig ändernde Rahmenbedingungen und auch die Folgen des Ukraine-Krieges machen ihnen zu schaffen. TZ hat einige Themen beleuchtet, die die Bauern gerade beschäftigen.
Düngemittel
Die Ukraine und Russland sind einer der größten Exporteure von Düngemitteln. Nach Ausbruch des Krieges herrscht starke Verunsicherung, nicht nur preislich, sondern auch logistisch. Und das in einer Zeit, in der mit dem Anbau wichtiger Feldfrüchte begonnen wird, die die Versorgung der Bevölkerung sichern. Beispiel: Kostete die Tonne Stickstoffdünger im Frühjahr 2021 noch 187 Euro, sind es jetzt satte 900 Euro je Tonne. Das ist knapp das Fünffache. „Unsere Betriebe haben für diese Saison etwa Dreiviertel des Düngerbedarfs über Kontrakte gesichert oder teilweise eingelagert. Nun steht die Frage: Kann der bestellte Dünger geliefert werden?“, so Christine Richter, Geschäftsführerin des Regionalbauernverbandes. Eine längere Unterbrechung beim Ausbringen von Stickstoff, Kali und Phosphor hätte zur Folge, dass die Getreideproduktion erheblich leidet. Ertragsmenge und Qualität sinken. „Ohne genug Dünger lässt sich kein Brotweizen erzeugen“, macht Christine Richter klar. Und in den Roten Gebieten (nitratbelastete Flächen) darf ohnehin nur 20 Prozent unter dem tatsächlichen Bedarf gedüngt werden. Das sei ein großes Problem.
Stilllegungsflächen:
Die Ukraine und Russland sind bedeutende Getreide-Produzenten. Ernteausfälle können vor allem in ärmeren Ländern zur Lebensmittel-Knappheit führen. Deshalb erlaubt die EU-Kommission vorübergehend die Bewirtschaftung von Brachflächen, die eigentlich zur Förderung der Artenvielfalt dienen sollen. „Deutschland beteiligt sich daran nicht“, stellte Christine Richter klar. Allein in Nordsachsen hätte das einige Hundert Hektar Fläche betroffen. Allerdings sind die Meinungen geteilt. Meist handele es sich um Puffer- und Randstreifen. Ein Großteil der Betriebe hat ihre schlechtesten Böden für die Stilllegung hergegeben. Da jetzt innerhalb dieses Jahres noch irgendwelche Lebensmittel zu produzieren, sei Quatsch – sagen die einen. Andere Landwirte sehen eine vertane Chance: 2020 hat die Produktionsmenge beim Getreide gerade mal zu einhundert Prozent den Bedarf gedeckt. Das Ergebnis könnte hier anders ausfallen, wenn etwa schlechte Wetterverhältnisse zu Ernteeinbußen führen oder wie jetzt kein Dünger zur Verfügung steht. Da wäre das Einbeziehen der Stilllegungsflächen durchaus wünschenswert, so die andere Seite.
Dieselpreise
Dieselkraftstoff kostet momentan 63 Prozent mehr als im Vorjahr. Das bringt viele Unternehmen in Not. „Wir benötigen Sofortmaßnahmen jetzt, nicht irgendwann später“, appelliert die Geschäftsführerin. Mit den Arbeiten auf den Feldern könne nicht gewartet werden. Die Kosten fallen jetzt an. Die Politik muss handeln.
Trockenheit
Der Winter sorgte mit Niederschlägen zwar für Entspannung. Die Regenmenge im Januar war gut, im Februar erreichte sie mit 30 Litern je Quadratmeter knapp den Durchschnitt. Dann aber kam im März der Einbruch. Mancherorts fielen nur sieben Millimeter je Quadratmeter. Ausreichend Regen sei weiter nicht in Sicht. „Der Dürremonitor zeigt, dass das Niederschlagsdefizit der letzten Jahre nicht ausgeglichen werden konnte. In 1,80 Meter Tiefe haben wir immer noch schwere bis extreme Dürre“, so Christine Richter. Im Oberboden in 25 Zentimeter Tiefe sei es ungewöhnlich trocken, aber die Pflanzen haben noch verfügbares Wasser. Der ständige Wind beschleunige das Austrocknen der Böden.
Gülleausbringung
Seit Anfang 2020 gelten für die Gülle-Ausbringung neue Regeln. Die gewohnte Breitverteilung auf Ackerflächen sei verboten, nur auf Grünland ist sie noch bis 2025 erlaubt. Aber viele Betriebe haben ihre Technik schon umgestellt. Man nutzt nun die Schleppschlauchtechnik und Güllegrubber. Gülleverschlauchung nennt sich ein Verfahren, bei dem die Gülle kontinuierlich vom Feldrand per Schlauch zu einem Verteiler gepumpt wird. Durch den Schleppschuh am Fahrzeug wird der Bestand etwas geöffnet und die Gülle unterhalb des Bewuchses injiziert. Die bodennahe und bodenschonende Ausbringung senkt Geruchs- und Ammoniak-Emissionen deutlich.
Erzeugerpreise
Der Milchpreis ist auf 44 Cent je Liter gestiegen. Auch der Preis für Schweinefleisch ging hoch. Er kletterte in unglaublich kurzer Zeit auf 1,92 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Prognosen sagen, dass der Trend anhält. Aber in beiden Fällen halte sich die Euphorie in Grenzen. Denn die Betriebsmittel sind auch überproportional gestiegen. Viele Schweinehalter haben ihren Bestand gerade drastisch gesenkt und können so schnell nicht auf die Marktschwankung reagieren. Zudem sind die Futtermittelpreise ebenfalls explosionsartig gestiegen.