„Zersetzung“ ist der Titel einer Sonderausstellung im Torgauer Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ), die am 22. Juli eröffnet wird. Dabei geht es um eine Repressionsmethode der Stasi, die bei den Opfern zumeist tiefe Wunden hinterließ. Die Schau zeigt anhand konkreter Beispiele auf, wie die Methode wirkte, teilt die DIZ-Leiterin Elisabeth Kohlhaas mit.
Verdeckte Ausführung
„Die Zersetzung war ab 1976 fester Bestandteil der geheimdienstlichen Arbeit“, erläutert Ausstellungsmacherin Sandra Pingel-Schliemann. „Sie wurde nicht offen, sondern verdeckt ausgeübt. Das MfS blieb als Motor und Koordinator der Maßnahmen in der Regel im Verborgenen.“ Diese richteten sich gegen Einzelpersonen und Gruppen, die als systemfeindlich galten. Ihr Leben sollte aus den Fugen geraten – und oft gelang dies auch.
Die Zersetzung fand unterhalb der Ebene strafrechtlicher Verfolgung statt. Ihr Ziel war die psychologische Manipulation von Menschen. Zu diesem Zweck wurden gezielt Gerüchte gestreut, zum Beispiel durch anonym zugesandte Fotos oder Schreiben. Diese suggerierten beispielsweise, dass der Ehepartner fremdgegangen sei. Die Maßnahmen konnten das gesamte Umfeld der Person betreffen – zum Beispiel den Arbeitsplatz, der jäh verloren ging, die Fahrerlaubnis, die ohne Erklärung eingezogen wurde, oder auch Kinder, die sich plötzlich den Eltern gegenüber abweisend verhielten. Es kam sogar vor, dass die Stasi sich Zugang zur Wohnung beschaffte und dort die Handtücher anders aufhing als gewohnt.
Ziel: Angst, Panik, Verwirrung
„Ziel war es, das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen der Betroffenen zu erschüttern“, so Pingel-Schliemann. Tatsächlich sorgten die Methoden für Angst, Panik und Verwirrung oder zu Enttäuschungen über vermeintliche Verfehlungen enger Angehöriger.
Zusammengestellt hat die Schau, in der Schicksale Betroffener aufgezeigt werden, der Verein Denkstätte Teehaus Trebbow e. V. in Klein-Trebbow (Mecklenburg-Vorpommern). Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Gedenken an Widerstand gegen Diktaturen wach zu halten.
Im Teehaus in Klein Trebbow hatten zu Ostern 1944 vorbereitende Gespräche zu dem versuchten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 stattgefunden.