Nordsachsen Zwar gab es für die Landwirtschaftsbetriebe in den letzten Tagen eine Regenpause. Dennoch dürfte die Getreideernte bald mit Hochdruck weitergehen. "Der Drusch der Wintergerste ist bis auf einige Restflächen abgeschlossen", gab Christine Richter, Regionalbauernverband Torgau/Oschatz, einen Überblick. Die Ernte habe wegen Hitze und Trockenheit fast zwei Wochen eher begonnen als gewohnt. Überraschend positiv fallen aber Erträge und Qualitäten aus. "Damit hätte angesichts der Witterung niemand gerechnet. Im Schnitt wurden etwa 75 Dezitonnen je Hektar eingefahren", sagt Christine Richter. Auf den guten Böden erreichten viele Betriebe 80 bis 85 Dezitonnen je Hektar. Auf den schlechten sandigen Flächen standen zumeist 40 bis 50 Dezitonnen zu Buche. Ein Großteil findet als Futtergerste oder als Braugerste Verwendung. Wermutstropfen: Pünktlich mit der Ernte sackte auch der Preis von 38 bzw. 40 Euro je Dezitonne auf etwa 30 Euro ab. Das klingt zwar noch nicht schlecht. Man müsse aber auch die gestiegenen Nebenkosten dagegen rechnen. Als nächstes ist der Weizen einzubringen - für viele Landwirte der Region das Hauptgetreide. Und leider wird hier der große Einbruch bezüglich Menge und Qualitäten befürchtet. "Ein kleiner Anschnitt der Flächen zeigte bereits, dass es Probleme gibt", so die Geschäftsführerin des RBV. Manche Unternehmen rechnen sogar mit 50 Prozent Ernteverlust, weil die Flächen einfach zu wenig Regen abbekommen haben. Auch der Abnahmepreis von Weizen sei gesunken und liege nun bei 32 Euro je Dezitonne. "Wenn alles gut läuft, könnte die gesamte Getreideernte schon in drei Wochen abgeschlossen sein", vermutet Christine Richter. Denn Raps und Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen) seien ebenfalls reif. Voraussetzung sei immer, dass es nicht regnet - wobei die Flächen eigentlich noch viel Wasser brauchen, um das Defizit auszugleichen. Alles in allem rechnen die Bauern mit einer mittelmäßigen Getreide-Ernte 2022.