Torgau Wie geht es mit dem LAGA-Gelände ab Oktober weiter? Die scheidende Oberbürgermeisterin Romina Barth (CDU) hatte in diesem Zusammenhang die Lebenshilfe mehrfach ins Gespräch gebracht. Auch im Stadtrat wurde darüber gesprochen. Der Geschäftsführer der Elbaue Werkstätten gGmbH und des Lebenshilfe Torgau e.V., Veit Niegsch, wünscht sich, dass die mit der Stadt Torgau und der Oberbürgermeisterin gemeinsam entwickelten Projekte weitergeführt und zu einem guten Ende gebracht werden. Inklusion und Teilhabe behinderter Menschen sollten in Torgau und der Region gelebt werden.
Was können Sie bei der Nachnutzung des LAGA-Geländes anbieten?Wir haben nach der Wiederbelebung unserer Gärtnerei und unserer bereits etablierten Garten- und Landschaftspflege die Kompetenz, mit unseren Mitarbeitern das Gelände Junge Gärten und Eichwiesen nach der LAGA optimal zu betreuen. Das ist der gemeinsame Wunsch der Elbeaue-Werkstätten, der Stadt Torgau und der OBM Frau Barth. Wir hoffen, dass dies so bleibt. Unsere Tischlerei und Schlosserei könnten bei der Instandhaltung und beim Betreiben der Anlagen, wie zum Beispiel der Arche, gut unterstützen. Toll wäre es, wenn sich daraus Kooperationen mit Unternehmen der Stadt und umliegenden Gemeinden ergeben würden.
Wie konkret verliefen die bisherigen Gespräche?Wir sind seit der Vorbereitung der Landesgartenschau gut mit eingebunden, haben unseren eigenen Stand auf dem Konzertplatz und bieten dort Produkte an, die wir in unserer Druckerei, Näherei, Tischlerei, Schlosserei und Gärtnerei selbst produziert haben. Darauf sind wir sehr stolz. Zudem pflegen wir regelmäßig einen Teil der Wege auf dem LAGA-Gelände zur Zufriedenheit aller Verantwortlichen. Wir erhalten also im letzten Jahr in Bezug auf unsere Stärken wieder mehr Aufmerksamkeit. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass uns die Stadt Torgau auf diesem Weg begleitet hat und hoffentlich auch weiter begleiten wird.
In welchen Bereichen bieten Sie Leistungen an?Wir haben neben der Gärtnerei und der Garten- und Landschaftspflege unsere bereits erwähnte Tischlerei und Schlosserei, dazu unser Glanzstück, die Wäscherei, unsere Küche sowie eine Druckerei und Näherei. Wir arbeiten dazu in guter Kooperation mit vielen Unternehmen der Region zusammen. Für Torgau sind das zum Beispiel Torgauer Maschinenbau (TMB), Villeroy & Boch, Hit-Holz, die Rösterei Arabica sowie viele weitere Einzelhändler und Unterstützer unserer Arbeit.
Was schwebt Ihnen konkret für die Zukunft vor?Wir sind mit unseren beiden Firmen für Menschen mit Behinderung Arbeitgeber, Bildungsträger für lebenslanges Lernen sowie Alltagsbegleiter zugleich. Wir sehen uns als Unterstützer für Menschen mit Behinderung von der Geburt an. Viele Menschen, die unsere Assistenzleistungen in Anspruch nehmen, brauchen einen kleinen Anstoß für ein selbstbestimmtes Leben. Inklusionsbetriebe wären eine gute Möglichkeit, Behinderte über Arbeit in zu integrieren.
Gibt es für solche Kooperationen schon Beispiele in Torgau?Einen Inklusionsbetrieb haben wir mit der Elbaue-Werkstätten gGmbH noch nicht. Aber mit einigen unserer Kooperationspartner, zu denen die oben genannten Betriebe und die Stadt Torgau zählen, wären solche Projekte vorstellbar. Wir wünschen uns eine noch bessere Einbindung unserer Mitarbeitenden in den örtlichen Arbeitsmarkt. Mit der Unterstützung von Frau Barth haben wir bereits einige Projekte angestoßen oder umgesetzt.
Welche genau?Anfang Mai fand der 1. Inklusionstag in Torgau statt, und die erste inklusive Bibliothek in Sachsen wurde hier in Torgau eröffnet. Für das Strandbad wird ein weiteres Projekt in den nächsten Wochen umgesetzt. Was das ist, kann ich aber noch nicht verraten. Seit vielen Jahren gibt es bereits eine enge Kooperation mit dem örtlichen Johann-Walter-Gymnasium. Das Theaterprojekt integriert Menschen mit Behinderung in vorbildlicher Weise. Zukünftig wollen wir auch hier unsere Bemühungen vertiefen. Es hat sich ein Netzwerk entwickelt, das den Gedanken der Inklusion weiter voranbringen wird.
Was könnten Sie sich konkret außer der LAGA-Nachnutzung noch vorstellen?Konkrete Vorstellungen gibt es für die Lebenshilfe. Unsere Kita "Elbspatzen" soll sich weiter zu einer inklusiven Kita entwickeln. Eltern schätzen an uns, dass wir Menschen mit und ohne Behinderung die gleichen Möglichkeiten bieten, um sich altersgerecht entwickeln zu können. Die Unterstützung hierfür ziehen wir aus unserer Frühförderstelle. Hier werden behinderte Kinder oder solche mit einer drohenden Behinderung sowie deren Familien von der Geburt an sehr professionell begleitet. Dafür wollen wir in den nächsten Jahren unser Frühförderzentrum in Torgau weiter aus- bauen.
Für die Elbaue-Werkstätten gGmbH wäre es naheliegend, das Gelände Eichwiesen mit der Arche und dem "Grünen Klassenzimmer" als Bildungs- und Begegnungsort zu entwickeln. Ich bin ein Freund inklusiver Arbeit. Behinderte und Nicht-Behinderte Menschen sollten sich viel öfter begegnen, im Alltag, bei der Arbeit, im Kindergarten und in der Schule. Wer uns hier als Partner sieht, stellt sein soziales Engagement unter Beweis.
Und was passiert mit dem Geschäft der Elbaue-Werkstätten in der Bäckerstraße, welches derzeit leer steht.Der Laden war im Zuge der häufigen Corona-Lockdowns geschlossen worden. Es wird demnächst aber wieder ein Geschäft mit unseren Produkten in der Innenstadt geben. Nach Ende der Landesgartenschau wollen wir einen "gläsernen Werkstattladen" eröffnen. Hier soll also nicht nur verkauft werden. Man kann uns auch bei der Arbeit über die Schulter schauen.