Die Trakehner haben es ihm angetan, ihn bereits in der Kindheit und der Jugend begleitet. Aber auch die anderen Pferderassen sind sein Metier. Seit dem 1. Dezember 2017 ist Philipp Klingbeil als Assistent der Sächsischen Gestütsverwaltung tätig. Im Klartext: Der 30-Jährige könnte perspektivisch die Arbeit von Steffen Bothendorf im Hauptgestüt in Graditz fortsetzen. „Ich habe schon Respekt vor der Geschichte des renommierten Gestütes, das mit den Namen der Grafen von Lehndorff und in den letzten Jahrzehnten mit Steffen Bothendorf eng verbunden ist. Diese Herausforderung nehme ich gern an, möchte Traditionen bewahren und das Gestüt in die Zukunft führen“, erklärt der junge Mann mit Selbstbewusstsein, ohne aber auch nur den geringsten Hauch von Arroganz aufkommen zu lassen.
Philipp Klingbeil wurde im Juni 1987 in Wolfhagen in der Nähe von Kassel geboren. Dort wuchs er mit seinen beiden Geschwistern auf, legte als erster Jahrgang das Zentralabitur ab. Bereits mit sechs Jahren wurde er durch Verwandte und Freunde mit dem Pferdevirus infiziert.
Ein zweifacher Master
Im Gut Emmershausen, dem bekannten Trakehnergestüt, erhielt er Reitunterricht. Als Gegenleistung half er bei der Stallarbeit. „Schon damals entwickelte sich das enorme Interesse für Pferde“, berichtet er rückblickend. Um den Wünschen seiner Eltern gerecht zu werden, begann er nach dem Abitur ein Studium zum Bauingenieur, das er nach dem 2. Semester aber beendete. Zu sehr zog es ihn zu den edlen Vierbeinern. Folgerichtig absolvierte er ein landwirtschaftliches Grundstudium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Seinen „Master of Science“ für das Studium der Agrarwissenschaften Schwerpunkt Agribusiness sowie das Studium der Pferdewissenschaften legte er an der Georg-August-Universität Göttingen ab. Er ist also gleich zweifacher Master.
Philipp Klingbeil war selbst viele Jahre als Jungzüchter aktiv und engagierte sich darüber hinaus beim Trakehner Verband ehrenamtlich für die Jungzüchterarbeit. Neben seinem Studium widmete er sich mit viel Engagement der Vorbereitung und Vorstellung von jungen Pferden zu Körungen oder Stutenschauen.
So war er unter anderem sieben Jahre erfolgreich für den Stall Heinrich Ramsbrock im Einsatz.
Als er vor wenigen Monaten gerade an seiner Doktorarbeit zum Thema Tierwohlbeurteilung beim Pferd an der Uni Kiel saß, erfuhr er von der Stellenausschreibung für Graditz. „Ein Traum, ich bewarb mich sofort, wurde zum Vorstellungsgespräch geladen und erhielt die Zusage!“ Noch immer funkeln die Augen und strahlt das Gesicht von Philipp Klingbeil, wenn er davon erzählt.
Komplett begeistert
„Schon nach den wenigen Wochen fühle ich mich in Graditz zu Hause. Für mich ist es ein großes Glück, diese Stelle bekommen zu haben“, gibt er unumwunden zu. Nach Jahren in Studentenbuden ist es ein unglaubliches Gefühl, jetzt in der Gestütsleiterwohnung im Schloss wohnen zu können. Das ganze Flair des Gestütes, die wohltuende Ruhe am Morgen, die sofort in gute Laune umschlägt – das sind für Philipp Klingbeil Geschenke, die er aufsaugt und die ihn für seine Arbeit motivieren. „Vom ersten Tag an wurde ich vom gesamten Team des Graditzer Hauptgestütes herzlich aufgenommen. Alle Ställe und Arbeitsbereiche konnte ich schon kennenlernen“, versichert er voller Begeisterung. Und er weiß, nur durch das gemeinsame Wirken kann der gute Ruf von Graditz bewahrt und gestärkt werden. Dieser Herausforderung will und wird sich Philipp Klingbeil stellen. Erste Gelegenheiten dazu gibt es schon in den kommenden Monaten. Zunächst erst einmal beginnt in Kürze die Fohlensaison 2018.
Am letzten Maiwochenende steht die traditionelle Gestütsschau auf dem Programm. Kurz darauf veranstaltet der Reitverein Graditz ein Turnier, und dann folgt auch schon der absolute Höhepunkt des Jahres: der Deutsche Jungzüchterwettbewerb vom 8. Bis 10. Juni. Da bleibt für den einstigen Leichtathleten wenig Zeit, um Hobbys wie Radfahren und Kultur zu genießen.
www.gestuet-graditz.de