Sein Schwäbisch ist nicht zu überhören. Es hört sich gut und nett an. Sein Sächsisch bezeichnet er selbst als eher mäßig. Für die „Fremdwörter“ der sächsischen Sprache hatte er vor längerer Zeit einmal ein kleines Fremdwörterbuch geschenkt bekommen. Doch inzwischen versteht Jochen Heinz die Sachsen, was deren Dialekt, Charakter und Eigenarten anbelangt, prima. „Ich verstehe so ziemlich alles, aber Sächsisch sprechen, das kann ich nicht“, gibt Heinz lachend zu. Er hat den Freistaat im Dreiländereck und seine Bürger schätzen und lieben gelernt. Seit 2003 ist der gebürtige Stuttgarter mit einer Sächsin verheiratet, wohnt mit ihr in der Nähe von Bautzen. Er hat sich gut eingelebt. Der 65-Jährige kennt Sachsen sehr, sehr gut, hat sich ein großes Netzwerk aufgebaut. Und dieses braucht er auch. Tagtäglich. Jochen Heinz organisiert seit Jahr und Tag Sachsens Landesgartenschauen. Mit gutem Erfolg. Über seine Tätigkeit gibt der Wahl-Sachse gern Auskunft.
Wie sind Sie zur Landesgartenschau gekommen?
J. Heinz: Da muss ich ein klein wenig ausholen. Sindelfingen war 1990 Ausrichterstadt der Landesgartenschau in Baden-Württemberg. Dort war ich seit Anfang der 80er-Jahre in einem Planungsbüro beschäftigt. In Vorbereitung der Landesgartenschau 1985 in Heilbronn, an deren Planung unser Büro beteiligt war, war eine meiner Aufgaben, das Auslegen der Frühjahrsblüher zu unterstützen. Das war sozusagen meine erste Begegnung mit einer Landesgartenschau.
Und wie sind Sie zur sächsischen Landesgartenschau gekommen?
Das war eine spannende Sache: 1993 bis 1996 war ich für die erste sächsische Landesgartenschau tätig. Die war 1996 in Lichtenstein. Mich hatte dazumal der Geschäftsführer des sächsischen Gartenbauverbandes gefragt, ob ich nicht für die zweite Landesgartenschau, die war dann in Zittau, tätig werden möchte. Und so kam es dann auch. Seit 1998 bin ich nun Angestellter bei der Fördergesellschaft sächsischer Landesgartenschauen. Inzwischen bin ich seit 2003 in Sachsen sesshaft, wohne und lebe hier. Und ich fühle mich hier wohl.
Wie viele Gartenschauen in Sachsen haben Sie organisiert?
Ja, eigentlich alle. Mit der in Torgau sind es neun. Die erste in Lichtenstein, in der Projektsteuerung und Bauleitung für das Planungsbüro. Die zweite in Zittau, als gärtnerischer Beauftragter. Seit der dritten Schau, die war in Großenhain, bin ich stets als Geschäftsführer der Durchführungsgesellschaft tätig. Seit 2005 bin ich in Personalunion auch Geschäftsführer der Fördergesellschaft.
Was ist für Sie der Reiz einer Landesgartenschau?
Das sind eigentlich zwei Dinge. Zum einen ist es der Fakt, dass es eine Stadt wagt, mit viel Finanzeinsatz städtebauliche Veränderungen und Erneuerungen anzugehen. Zum anderen, wie sich die Stadt im positiven Sinne jedes Mal verändert. Wie sich die anfängliche Skepsis der Einwohner in Akzeptanz und oft in großes Gefallen wandelt. Die Bewohner freuen sich, sind stolz. Man muss auch sehen, dass diese Veränderungen, die eine Landesgartenschau mit sich bringt, nicht vergleichbar mit normalen baulichen Veränderungen und Projekten sind.
Und was ist die besondere Herausforderung?
Wie schon gesagt, das sind die Menschen und Einwohner. Die Städte haben allesamt unterschiedliche Geländeformationen, die bei der späteren Pflanzenauswahl eine große Rolle spielten. Nehmen wir Torgau: Die Stadt hat mit ihrem Glacis eine ganz andere, eine besondere Vorgabe. Die meisten anderen Ausrichterstädte sind städtebaulich ganz anders strukturiert, haben mehr Wiesenflächen oder größere Industriebrachen als Ausgangssituation.
Bei so vielen Landesgartenschauen, bei denen Sie federführend tätig waren, verliert man da nicht den Blick für die Schönheit einer solchen Expo, einer Stadt? Wird man da nicht ein Stück weit betriebsblind?
Ja, das stimmt, wird man schon. Der Vorteil ist jedoch, dass man jedes Mal eine neue Stadt, neue Leute, Partner, Menschen kennenlernt und es jedes Mal neue, andere Voraussetzungen und Vorgaben gibt. Für mich persönlich ist es schade, dass man sich kein stabiles, soziales Umfeld schaffen kann, weil man ja nach Ende der Gartenschau dann schon wieder umzieht.
Bedeutet: Sie ziehen nach jeder Gartenschau um?
Ja, so ist es. Zuletzt hatte ich in Frankenberg gewohnt. Ich ziehe quasi alle drei Jahre um. Seit Anfang des Jahres wohne ich nun in Torgau, wo ich in der Innenstadt eine kleine Ein-Raum-Wohnung habe.
Ich gehe mal davon aus, dass jede Landesgartenschau anders organisiert wird …
Ja, absolut. Es gibt jedes Mal andere Bedingungen, andere Voraussetzungen und andere topografische Begebenheiten.
Sie können dies sicherlich am besten beurteilen: Was ist das Besondere an der LAGA 2022 in Torgau?
Das ganz Besondere an Torgau ist der historische Stadtpark, sprich das Glacis. In dieser Dimension und Größe, mit diesem tollen Baumbestand ist das schon eine große Besonderheit und ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die Torgauer und ihre Besucher werden das schon bald erkennen. Hinzu kommt der historische Bezug zur Innenstadt, der fließende Übergang von den Jungen Gärten in das Stadtzentrum. Weitere Besonderheiten sind der Skatepark, die Arche oder aber der Aussichtspunkt am Elbdamm. All dies wird auch viele junge Leute interessieren und anziehen. Da bin ich mir sicher.
An welche LAGA haben Sie besondere Erinnerungen?
Ach, dies kann ich nicht so pauschal sagen. Jede Landesgartenschau hatte ihre Besonderheit, hatte andere Voraussetzungen. Ich erinnere mich beispielsweise an Lichtenstein. Die Vorbereitung dazumal war äußerst schwierig. Wir hatten einen strengen Winter und zwar von November bis in den April hinein. Das war eine schwierige Ausgangssituation, was das Einbringen der Pflanzen und das Austreiben der Blumen anbelangte. Man muss auch erwähnen, dass nach 25 Jahren dort an manchen Stellen von der Landesgartenschau nicht mehr viel übrig ist. In anderen Orten wiederum ist sehr viel Nachhaltiges entstanden, so etwa in Zittau, wo ein Naherholungsgebiet entstand. Im Laufe der Zeit haben sich Inhalte und Ziele der Gartenschauen immer mehr geändert.
Nach der Landesgartenschau in Torgau ist Schluss, so hatten Sie es verlauten lassen. Ist das so?
Ja, so ist mein Plan. An dieser Stelle möchte ich einmal sagen, dass es mir großen Spaß gemacht hat.
Abschließende Frage: Wer hat Ihnen den Titel Mister Landesgartenschau verpasst?
(lacht) Dies weiß ich gar nicht. Ich glaube, es war ein Journalist.
Gespräch: Thomas Mant