Routiniert greift Dr. Michael Glaubitz zu seinem Laptop. Die Tasten sind mit rotem Licht unterlegt. Auf dem Bildschirm zeichnen sich Zahlenstrahlen ab. Es kurz vor 10.30 Uhr. Mathe steht für den Schulleiter der Freien Oberschule Belgern-Schildau und die Schüler der Klasse 5b auf dem Stundenplan. Seit 8.30 Uhr sitzen Lehrer und Schüler bereits vor ihren Endgeräten. Vier Schulstunden tägliches digitales Lernen. Straff durchorganisiert.
Videokonferenzen statt analoger Klassenverband. Mittlerweile tägliches Geschäft im Schulbetrieb. Und doch unterscheidet sich jener Donnerstag von allen Tagen zuvor: Es ist der letzte Tag, an dem die Lehrer über die vom Freistaat angebotene Lernplattform LernSax Lehrinhalte vermitteln. Fortan setzt man in Belgern auf eine digitale Alternative aus Braunschweig mit Namen IServ, die ähnlich aufgebaut ist wie LernSax und doch so anders ist.
Warum die Schule dem Bezahlangebot Vorrang vor der kostenlosen Konkurrenz gibt, erklärte Michael Glaubitz nach der für Freitag angesetzten, erfolgreichen Generalprobe im Gespräch mit der Torgauer Zeitung. Vornan stehen die enormen technischen Probleme, mit denen LernSax Schüler und Lehrer gleichermaßen immer wieder konfrontiert. Wer die Hürde der Anmeldung nicht meistert, hat ein Problem. Jüngstes Beispiel: Erst vor wenigen Tagen machte die digitale Lernplattform erneut mit massiven Störungen von sich reden. Schüler hatten wieder Probleme, auf LernSax zuzugreifen.
So war die Plattform fürs Homeschooling beispielsweise am vergangenen Dienstag nicht oder nur eingeschränkt erreichbar. Kultusminister Piwarz war erbost darüber und entschuldigte sich. Doch von Entschuldigungen kann man sich bekanntlich nichts kaufen. Eine Schule braucht in Zeiten der Pandemie ein System, das zuverlässig läuft. Und hier komme nach Angabe Glaubitz IServ ins Spiel. „Wir setzen an unserem Gymnasium in Doberlug-Kirchhain bereits seit drei Jahren auf dieses Angebot, an der Oberschule in Doberlug-Kirchhain seit einigen Monaten. Der Rest der Schulgemeinschaft soll ebenso umsteigen“, erklärt Glaubitz. Ausfälle habe es kaum gegeben, egal, wie stark die Zugriffszahlen waren.
Dass man in Belgern nun die Reißleine zog, lag an den neuerlichen Ausfällen von LernSax. „Wir waren uns alle einig, dass der Umstieg, der eigentlich später kommen sollte, sofort erfolgen muss“, sagte der Schulleiter, nachdem anfangs bis zu 20 Prozent der Schüler über mangelnde Zugriffe klagten.
Ab dem kommenden Montag laufen somit Bruchrechnung und Sachaufgaben über IServ-Server. Dafür stellt die Schulgemeinschaft zusätzliche finanzielle Mittel bereit. Doch mit dem Mieten von Serverkapazität ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. So wird wohl in diesem Jahr noch einmal in die Tasche gegriffen und eine eigene Server-Struktur aufgebaut werden. Damit verspreche man sich zudem einen Sicherheitsgewinn, erklärte der Schulleiter, der dieser Tage nicht nur den Umstieg auf die neue Bildungsplattform im Auge hat, sondern ab Montag auch die Vorstellungsgespräche von Eltern, deren Kinder im kommenden Schuljahr in Belgern die fünfte Klasse besuchen sollen. Die Nachfrage nach einem Platz in den wohl erneut zwei fünften Klassen ist nach wie vor ungebrochen groß, freut sich Glaubitz. Bis zum Freitag werden in zwei Klassenräumen Lehrer und interessierte Eltern zueinanderfinden.