Von: TZ-Redakteurin Bärbel Schumann
In reichlich einem Jahr soll in Torgau im Frühjahr die Sächsische Landesgartenschau (Laga) öffnen. Sie steht unter dem Motto „Menschen – Natur – Geschichte“. Auch wenn auf mancher Baustelle der Laga derzeit noch wenig zu sehen ist, was die Torgauer und ihre Gäste dann erleben werden, so gibt es doch inzwischen auch Dinge, die im Stadtbild neu zu finden sind. Dazu gehören junge Lindenbäume.
Linden mit dem Ursprung der barocken Lindenallee aus Graditz wurden kürzlich im Glacis in Torgau gepflanzt. Im Hauptgestüt in Graditz säumen die Linden seit Jahrhunderten die Alleen zwischen den Koppeln, prägen das Bild der gesamten Anlage. Dass dies auch in den nächsten Jahrhunderten so bleiben soll, darüber waren sich Imke Kleinschmidt von der Baumschule Lorberg in Brandenburg und Landschaftsarchitektin Solveig Windisch-Kummer aus Leipzig bereits vor zehn Jahren einig.
Die beiden Frauen sammelten also Reiser der Linden, aus denen in der Baumschule in Brandenburg neue Bäume gezogen wurden. „Uns war klar, dass wir einzelne Winterlinden, die absterben, durch die gleiche heimische Art ersetzen wollen, um den Alleecharakter in Graditz zu erhalten“, erinnert sich Imke Kleinschmidt. Das sogenannte autochthone – hier vorkommende, einheimische – Material weißt also die gleichen Merkmale auf, wie die noch bestehenden Linden in den Gestütsalleen und kann diese jederzeit ersetzen.
In den vergangenen Jahren wurden bereits einige der Graditzer Winterlinden aus den besagten, extra gezogenen Alleebäumen nachgepflanzt. „Uns ist es gelungen, aus den vor Ort gewonnenen Reisern etwa 180 Bäume zu ziehen. Deshalb haben wir den Machern der Landesgartenschau in Torgau angeboten, diese auch auf dem für die LAGA vorgesehenen Areal zu pflanzen“, sagt Imke Kleinschmidt. Das Unternehmen, in dem die Fachfrau arbeitet, hat auch für manch andere Landesgartenschau bereits Bäume zur Verfügung gestellt oder auch mit Gartenarchitekten für künftige Schauen Ideen entwickelt. Die Baumschule Lorberg gehört zu den drei größten Baumschulen Deutschlands und hat auch zahlreiche Gehölze für die Bundesgartenschau in Erfurt in diesem Jahr geliefert. Sie kann auf Referenzen aus Russland, England, der Schweiz und auch Polen verweisen.
Bettina Klein, eine der beiden Geschäftsführer der Torgauer Landesgartenschau, nahm das Angebot gern an. „Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass autochthones Baummaterial auf dem Landesgartenschaugelände zum Einsatz kommen kann, sprich wir diese tollen Linden aus Graditz hier pflanzen können“, so Bettina Klein. Die ersten Bäume sind bereits geliefert und gesetzt. Weitere werden in den nächsten Wochen und Monaten folgen.
„Das Gute an den Linden ist ihre bereits vorhandene Anpassung an den Standort und die Bedingungen in Torgau und Umgebung“, erläuterte Imke Kleinschmidt noch einmal den Grund für die Aktion. Gleichzeitig versicherte sie, dass die „Ersatz“-Linden in jedem Fall in den nächsten Jahren für Graditz reichen, auch wenn jetzt einige von ihnen auf dem Landesgartenschaugelände im Torgauer Glacis einen neuen Standort finden.