Torgau (TZ). Jürgen Wagner aus Düsseldorf erscheint es fraglich, dass Friedrich II. von Preußen am 28. August 1756 „über Wittenberg“ nach Torgau kam, wie am 16. Dezember 2011 auf dieser Seite im Beitrag „Was war um 1759 eigentlich ,altpreußisch’ an der einstigen Festung Torgau?“ zu lesen war. In einem Brief an die TZ-Themenseiten-Redaktion schreibt Jürgen Wagner wie folgt:
Bekannt ist, dass das preußische Infanterieregiment Prinz von Preußen (Nr. 35) am 29. August 1756 von Trebbin aus die preußisch-sächsische Grenze bei Jüterbog überschritt und bis „Serno“ (vielleicht: Oehna) vorrückte. Am 30. August 1756 besetzte es Seyda und kampierte bei Morxdorf und Mellnitz. Nach dem folgenden Ruhetag passierte das Regiment am 1. September 1756 „hinter des Königs Kolonne die Elbe bei Elster, woselbst eine Brücke von Pontons geschlagen worden war.“ Es rückte über Wartenburg - Bösewig – Trebitz bis Pretzsch vor. Am 2. September 1756 wurde Torgau erreicht. Teile des Regiments lagerten in Dommitzsch, Drebligar, Polbitz und Elsnig. Der 3. September 1756 war wieder Ruhetag, den der König wie berichtet nutzte.
Nach Friedrichs eigenem Bericht marschierte die Kolonne des Königs zunächst auf Pretzsch. „Fürst Moritz von Dessau nahm Wittenberg“ (30. August 1756), vermutlich ohne dazu die Elbe zu überqueren und von Osten her. Moritz folgte dann dem König. Friedrich selbst macht keinerlei Angaben, ob er persönlich Jüterbog oder Wittenberg passierte oder nicht.
Unklar bleibt bisher, wo Friedrich vor seinem Elbübergang bei Elster übernachtet hat. Es erscheint nach neueren Erkenntnissen nicht ausgeschlossen, dass dafür Annaburg in Betracht kommen könnte. Der zeitweilige Aufenthalt von zwei Schwadronen preußischer Gens d’armes (Kürassier-Regiment Nr. 10) als Leibwache des Königs in der Umgebung ist belegt. Schloss Annaburg lag in der Marschrichtung Jüterbog – Pretzsch, diente ohnehin militärischen Zwecken und war deshalb leicht abzusichern. Friedrich ist nachweislich im Oktober 1757 (nochmals?) dort gewesen.
Bei den gedruckten Quellen handelt es sich um ein 1858 veröffentlichtes Tagebuch eines höheren preußischen Offiziers zum Feldzug von 1756 und die „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“ von Friedrich II. Die Überlegungen zu Annaburg beruhen auf eigenen familiengeschichtlichen Forschungsergebnissen.