Trossin/Dommitzsch (TZ). Offenbar ist man beim Thema Abwasser in den vergangenen Monaten in der Region Trossin und Dommitzsch keinen einzigen Schritt vorwärtsgekommen. Schärfste Kritik hat in der Gemeinde Trossin der von einem Dresdner Ingenieurbüro über einen langen Zeitraum erarbeitete Kostenvergleich ausgelöst.
Stattliche 35 000 Euro kostete das Papier. Hier sollten eigentlich unabhängige, neutrale Fachleute zum Zuge kommen. „Wir haben mit der Dresdner Firma gesprochen und die bestätigte, dass man die Zuarbeiten des AZV übernommen und keine eigenen Recherchen angestellt hat“, schüttelt Roland Rudolf, Vorsitzender des Vereins Kanalfreies Dorf Dahlenberg, den Kopf. Über das Ergebnis wundert sich folglich in der Trossiner Region niemand. Beim AZV in Dommitzsch hingegen sieht man sich bestätigt, dass die dezentrale Variante den Kürzeren zog. „Dabei enthält der Kostenvergleich teilweise gravierende Mängel und Fehler. Beispielsweise wurde bei der zentralen Variante komplett weggelassen, wie das Abwasser von Trossin/Meltitz bis zum Dommitzscher Klärwerk gelangen soll. Die nötigen Leitungen und Pumpen sind kostenmäßig überhaupt nicht erfasst. Hingegen hat man bei der dezentralen Variante, die ohne öffentliches Netz auskommen will, anteilige Kosten für eine Erweiterung des Dommitzscher Klärwerks eingerechnet – angeblich, weil aus unseren biologischen Kleinkläranlagen ab und zu Schlamm zu entsorgen ist“, versteht Roland Rudolf die Welt nicht mehr. Die Schlammabfuhr werde ja schon über die Gebühren abgegolten. Dass bei der dezentralen Variante die Anschaffungskosten sowie die Betriebs- und Unterhaltungskosten enorm hochgerechnet wurden, hatte vor einigen Wochen bereits Günther Hirsch, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Abwasser, öffentlich moniert. Die Trossiner wandten sich zwischenzeitlich an die Fachbehörde beim Landratsamt Nordsachsen, wurden diesbezüglich aber an den Verband weiter verwiesen. Wahrscheinlich laufe es auf einen neuen Rechtsstreit hinaus, glaubt man nun in der Trossiner Region.
Frank Geithner, Geschäftsführer des AZV in Dommitzsch, ist derzeit dabei, den Entwurf des von den Bürgern so dringend erwarteten Abwasserbeseitigungskonzeptes wieder auf die dezentrale Entsorgung umzuschreiben – diesmal mit einer Ausfällung von Phosphor aus dem zu klärenden Abwasser, was die Kosten für die Grundstücksbesitzer noch erhöht. Wegen der sensiblen Gewässer sei dies notwendig. Der Kostenvergleich habe belegt, dass die dezentrale Variante nicht die wirtschaftlichste ist. Somit müssten die Grundstücksbesitzer davon ausgehen, keine Fördermittel für ihre Anlagen zu bekommen – erklärte Frank Geithner. „In einer Verbandsversammlung voraussichtlich im Juli ist das aktuelle Abwasserbeseitigungskonzept dann nach einer Zuarbeit der Trossiner neu zu beschließen“, so der AZV-Chef.