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Donnerstag, 28. März 2013

LOKALGESCHEHEN

Seltener Oldtimer feiert Jubiläum

Siegfried Böhme von der Freiwilligen Feuerwehr Torgau sitzt wie hier im Bild hin und wieder am Steuer der historischen Drehleiter, wenn ihr „Einsatz“ bei verschiedenen Anlässen gewünscht wird.Foto: Freiwillige Feuerwehr Torgau

von unserem Themen-Redakteur Gerd Tiedke

Torgau (TZ).  Heute auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde bei der Leipziger Berufsfeuerwehr eine Drehleiter in Dienst gestellt, welche heute noch von den Kameradinnen …

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Torgau (TZ).  Heute auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde bei der Leipziger Berufsfeuerwehr eine Drehleiter in Dienst gestellt, welche heute noch von den Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Torgau wie ein Schatz gehütet und gepflegt wird.
Ein echtes Zeugnis deutscher Ingenieurkunst feiert sozusagen heute ein seltenes Jubiläum und sucht in Deutschland seinesgleichen: Die Kraftfahrdrehleiter DL 26 (Die 26 steht für die Länge der Leiter in Metern im ausgefahrenen Zustand.) auf Benz-Gaggenau-Fahrgestell, welche am 28. März 1913 an die Leipziger Feuerwehr übergeben wurde, ist noch voll funktionstüchtig. Sie ist zugleich die älteste fahrbare Drehleiter Deutschlands mit Verbrennungsmotor (Es gab zu jener Zeit auch schon dampfbetriebene Drehleitern.).

Betrieben wird das Fahrzeug mit einem Vier-Zylinder-Viertakt-Otto-Motor, Hubraum 10 300 Kubikzentimeter. Die Höchstfahrgeschwindigkeit des Fahrzeuges beträgt 25 Kilometer pro Stunde. Das Auto ist achteinhalb Meter lang, 1,87 Meter breit und 2,87 Meter hoch. Es bringt alles in allem insgesamt 5164 Kilogramm auf die Waage.

Zur Besatzung zählten einst maximal sechs Einsatzkräfte. Das Aufrichten, Ausfahren und Drehen der Leiter geschieht mittels zweier Elektromotoren (Gleichstrom, gefertigt von der Firma Siemens-Schuckert). Diese Motoren erhalten ihre Energie aus fünf von der Lichtmaschine des Fahrzeugmotors geladenen 12 Volt-Batterien. Die Leiter kann zudem auch manuell bewegt werden.
Wechselhaft ist die Geschichte der heute im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Torgau befindlichen DL 26: Im Jahr 1912 beauftragte die Stadt Leipzig die Firma Magirus in Ulm mit der Lieferung des  Fahrzeuges. Es verging nicht mal ein halbes Jahr, bis die Leiter an die Berufsfeuerwehr der Messestadt übergeben werden konnte. Ab Ende der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts befand sich das Fahrzeug in Eilenburg im Einsatz. Zuletzt wurde es als Hilfsmittel zur Instandsetzung von Straßenbeleuchtungen verwendet. Zu dieser Zeit war der Wagen schon nicht mehr fahrbereit, musste von einem Traktor gezogen werden.

Im Jahr 1960 wurde das Fahrzeug erstmals in Torgau vorgestellt. Unter maßgeblicher Federführung des Kameraden Klaus Gosrau erfolgte eine umfassende Instandsetzung. Bevor die Drehleiter wieder zurück nach Eilenburg gebracht wurde, konnte sie anlässlich des Kreistreffens der freiwilligen Feuerwehren des damaligen Altkreises Torgau von den Torgauer Kameraden voller Stolz in voller Funktion präsentiert werden.

Als die Torgauer Wehr im Jahr 1964 den 100. Jahrestag ihrer Gründung feiern wollte, sollte damals auch die nunmehr 50-jährige Drehleiter 26 wieder ausgestellt werden. Doch dieses Vorhaben gestaltete sich außerordentlich schwierig. Der Grund: Das Fahrzeug war zwischenzeitlich als „Spielgerät“ in einem Kindergarten aufgestellt worden. In der Zeit dieser Art der „Nutzung“ hatte das Fahrzeug natürlich merklich gelitten.

„Eine erneute Instandsetzung machte sich unumgänglich“, so Reiner Reimann, Leiter der Torgauer Feuerwehr. „Diese wurde wieder unter Leitung unseres Kameraden Klaus Gosrau vorgenommen.“
Nach erfolgter Absprache mit der Stadtverwaltung Eilenburg verblieb die Drehleiter nunmehr in Torgau. Hier wird sie nun regelmäßig gewartet und gepflegt. Zum „Einsatz“ kommt das betagte Fahrzeug noch bei Festumzügen und bei Ausstellungen historischer und moderner Feuerwehr-Einsatztechnik. „Ein Höhepunkt war der erstmalige Einsatz des historischen Fahrzeuges als „Hochzeitskutsche“ für unseren Kameraden Hohenberger“, erinnert sich Reiner Reimann. „In den danach folgenden Jahren hat diese Leiter noch eine ganze Reihe von Kameraden mit ihren Partnerinnen ins Eheglück gefahren.“
Bemerkenswert ist auch, dass jenes Fahrzeug seit einem Jahrhundert auf  seinen „eigenen Füßen“ steht, sprich: auf seinen originalen Rädern. Diese hätten natürlich in der Vergangenheit hin und wieder mal aufvulkanisiert werden müssen. Heute, nach 100 Jahren, zeichnet sich dafür eine Lösung ab, so Reiner Reimann: „Der Preis dafür ist kein Geheimnis, er beläuft sich pro Rad auf rund tausend Euro. Das Geheimnis der Herstellung der alten Vollgummi-Räder ist leider verloren gegangen.“

Heute, am 100. Jahrestag der Übergabe des Fahrzeuges an die Berufsfeuerwehr in Leipzig, wird die älteste mit Verbrennungsmotor betriebene Drehleiter Deutschlands natürlich für Interessierte zu bestaunen sein. Punkt zehn Uhr fährt das Fahrzeug auf dem Markt vorm Rathaus der Kreisstadt auf.

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